Paris fest im Blick

von Redaktion

Tolles EM-Comeback: Tischtennis-Legende Boll (42) will noch mal zu Olympia

Köln/Malmö – Als Timo Boll mit der Silbermedaille um den Hals vom Podest stieg, war der erste Ärger über das verlorene EM-Finale schon wieder verflogen. „Ich bin froh, dass ich wieder mit den Besten mithalten kann“, sagte der Tischtennis-Routinier und gratulierte höflich den ausgiebig gefeierten Gastgebern aus Schweden. Schließlich hatte Boll nach seiner langen Pause ein starkes Turnier abgeliefert – und darf nun optimistisch in Richtung Olympia schauen.

„Es geht aufwärts. Die harte Arbeit der letzten Monate hat sich ausgezahlt“, sagte Boll, der im Verlauf der Team-EM unter anderem den Schweden Mattias Falck schlug, immerhin WM-Finalist von 2019, sowie im Halbfinale seinen Dauerrivalen Marcos Freitas aus Portugal. Er könne wieder „mit der Weltklasse mithalten“, sagte der 42-Jährige 313 Tage vor Olympia in Paris durchaus zufrieden.

Das durfte er auch sein. Boll spielte in Schweden sein erstes internationales Turnier seit fast zwölf Monaten, eine Verletzung an der Schulter hatte ihn für Monate außer Gefecht gesetzt. Sieben Siege in zehn Einsätzen waren daher eine starke Bilanz. „Timo ist schlicht unglaublich“, sagte DTTB-Präsidentin Claudia Herweg. Auch Lars Hielscher, der Bundestrainer Jörg Roßkopf vertrat, befand, Boll habe sich „immer mehr gesteigert“.

Und so darf Boll vorsichtig optimistisch in Richtung Olympia schauen. Als erst dritter Deutscher nach den Olympiasiegern Ludger Beerbaum (Springreiten) und Ralf Schumann (Schießsport) will die ehemalige Nummer eins der Welt zum siebten Mal bei Sommerspielen antreten. Diesem Ziel ordnet er alles unter. Das „Selbstvertrauen“, das er in Schweden hier und da noch vermisste, will Boll sich in den kommenden Wochen bei Borussia Düsseldorf und dem WTT-Turnier in Lanzhou holen. In China sind auch die besten Spieler aus der Tischtennis-Großmacht am Start – für Boll ein wichtiger Gradmesser. Denn in der Weltrangliste ist der zweimalige WM-Dritte auf Rang 66 abgerutscht – und damit nur noch sechstbester Deutscher. Teamkollege Dimitrij Ovtcharov, als Nummer neun der Welt bester Europäer, hatte bei der EM mit Blick auf Paris pausiert.

Mit Ovtcharov wäre Gold wohl möglich gewesen, doch nach dem 1:3 gegen Schweden konnte die deutsche Mannschaft auch gut mit Silber leben. „Wir haben alles probiert. Auch ich habe nie aufgegeben“, sagte Boll, der das letztlich entscheidende Match gegen Truls Möregardh knapp mit 2:3 verlor. Der WM-Finalist von 2021 ist 21 Jahre jünger.  sid

Artikel 1 von 11