München – Kletterlegende Stefan Glowacz hat seine jüngste Expedition erfolgreich abgeschlossen und ist nach mehr als drei Monaten wohlbehalten in seine Heimat am Starnberger See zurückgekehrt. Die diesjährige Abenteuerreise führte den 58-jährigen Kletterer über die Türkei und den Iran nach Tadschikistan. In jedem der drei Länder wurden schwierige Erstbegehungen realisiert.
Das ungewöhnliche Expeditionsfahrzeug, Spitzname „Elke“ – ein umgebauter Steyr-Puch aus den 1970er Jahren, erwies sich als erstaunlich zuverlässig. Auf der Reise in teilweise politisch sehr heikle Länder wurden insgesamt 18 000 Kilometer pannenfrei zurückgelegt. Glowacz war natürlich nicht alleine unterwegs. Seine motivierten Begleiter, die beiden starken Kletterer Christian Schlesener und Josef Pfnür aus Berchtesgaden, waren mit von der Partie. Neu im Team: Tim Glowacz, der 26-jährige Sohn von Stefan Glowacz, begleitete seinen Vater zum ersten Mal als ausgebildeter Kameramann und Filmemacher. Wie hat es dem Sohnemann gefallen? Überhaupt: Wie war der Teamgeist? „Wir haben uns wunderbar verstanden und gut miteinander harmoniert. Kein Streit im Team, keinerlei Animositäten“, erklärt Stefan Glowacz das harmonische Miteinander, das natürlich auch in den ausgewählten Wänden zum Erfolg beitrug.
Drei tolle Erstbegehungen wurden erfolgreich durchgeführt. Dabei bezogen sich die Schwierigkeiten nicht nur auf die klettertechnisch anspruchsvollen Wände. Im türkischen Aladaglar-Gebirge etwa wurde das Team lange Zeit von schlechtem Wetter geplagt, was den straffen Zeitplan durcheinanderwirbelte. „Im Iran liegt der Suntower auf über 4000 Meter über dem Meeresspiegel. In dieser Höhe im 10. Schwierigkeitsgrad zu klettern, erforderte viel Kraft und Willensstärke.“ Als dritte Herausforderung wartete im Pamir-Alai-Gebirge in Tadschikistan eine letzte anspruchsvolle Aufgabe auf die Kletterer, die mehrere Nächte in den jeweiligen Wänden verbrachten. Am Ende gelangen dem Team drei großartige Erstbegehungen im 10. Schwierigkeitsgrad. Die Routen zählen nun zu den schwierigsten Freikletterrouten in den jeweiligen Ländern.
Den Erfolg dieser Expedition lediglich auf die positive Bilanz der gelungenen Klettereien zu reduzieren, wäre natürlich falsch. „Die Reise, die uns in 14 Länder führte, war insgesamt sehr interessant und spannend“, resümiert Glowacz. „Es war eine schwierige, aber richtige Entscheidung, in Länder zu reisen, die zum Teil reine Diktaturen sind und bei denen das Auswärtige Amt dringend von Reisen abrät. Dass wir sie trotz aller Unwägbarkeiten angetreten haben, ist unserer Offenheit und Neugier geschuldet“, sagt Stefan Glowacz. Die Expedition „Walls on Silkroad“ stand unter dem Motto „United by Climbing“. Stefan Glowacz dazu: „Es gibt immer Elemente und gemeinsame Leidenschaften, die uns Menschen verbinden, unabhängig von Herkunft, Religion, Hautfarbe oder den Konflikten, die auf der Welt herrschen. In unserem Fall ist die Kletterei unsere Passion. Wir haben in jedem Land, in dem wir unsere Erstbegehungen kletterten, wunderbare Menschen kennengelernt und viel über ihr Land, ihre Situation und Nöte erfahren.“ Es wurden großartige Freundschaften geschlossen, die vor allem für die Menschen im Iran von großem Wert sind. Stefan Glowacz erzählt: ‘Wir wurden von wildfremden Leuten auf den Straßen Teherans aufgehalten. Sie haben sich dafür bedankt, dass wir den Mut haben, ihr Land zu bereisen, und wir sie dadurch nicht vergessen.’“ Als Dank für die freundliche Aufnahme im Iran hielten die vier Abenteurer schließlich einen Vortrag beim Damavand Mountaineering and Skiing Club in Teheran, bei dem Stefan Glowacz die Ehrenmitgliedschaft im altehrwürdigen Alpin-Club verliehen wurde.
Weniger freundlich: Bei der Einreise nach Tadschikistan nahmen die Zöllner es sehr genau. Es gab einen Papierecheck, eine Durchsuchung des LKWs und stundenlange Wartezeiten. Als man es sich schließlich auf mitgeführten Campingstühlen an der Grenze gemütlich machte und Christian „Schlesi“ Schlesener wieder einmal zur Diatonischen (Anmerkung: Akkordeon) griff, zog er alle Aufmerksamkeit auf sich. „Plötzlich funktionierte alles wie von Zauberhand“, schrieb Glowacz dazu auf Instagram. Dort findet man unter einem Foto mit Seilen, Schlafsäcken und anderem Material überfüllten Garage einen Eintrag vom ersten Tag zu Hause. „Das Nach-Expeditionschaos wartet aufs Aufräumen. Davor drücke ich mich mit aller Leidenschaft.“