München – Gegen Lübeck war es ein Greilinger-Kopfball ins eigene Netz, in Sandhausen ein verlorener Vrenezi-Zweikampf, gegen Aue schoss das „Eigentor“ der Trainer, indem er die offene linke Flanke ignorierte (zusammen mit Guttau/Kwadwo) – und am Samstag hieß der Unglücksrabe Tim Rieder: Rückpass des Rückkehrers zu Hiller, Malone geht dazwischen – so nahm sie ihren Lauf, die vierte Niederlage der Löwen seit dem Sechs-Punkte-Start.
Jedes Wochenende ist es ein anderer Löwe, der patzt. „Wir beißen uns wieder in die eigenen Füße“, haderte Kapitän Jesper Verlaat nach dem 1:2 in Ingolstadt, den Hang des Teams zu individuellen Aussetzern geißelnd: „Das müssen wir schnellstens abschalten.“ Trainer Maurizio Jacobacci pflichtete bei: „Es ist das erste Mal, dass ich das erlebe. Wir müssen jetzt positiv bleiben. Hier geht es nicht um Taktik, Technik, wie auch immer – sondern darum, gewisse Fehler nicht zu wiederholen.“
Bereits am Sonntag begann er damit, Gegenmaßnahmen einzuleiten. Sechs-Augen-Gespräch mit Verlaat und Marlon Frey, seinen Leitlöwen. Analyse mit dem Trainerteam, auch Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer brachte sich ein. Gemeinsam beschloss man, das Team verbal zu stärken – und den Hebel in der Psyche der Spieler anzusetzen. „Wir werden was machen“, sagte der Trainer und orakelte: „Was, das werde ich nicht sagen. Die Mannschaft muss einfach verantwortungsbewusst auftreten – und spielen. Das kann sie auch. Sie muss sich nicht verstecken gegenüber den anderen Teams in der 3. Liga.“
In einem Punkt vielleicht schon, wie der Trainer dann doch andeutete – es geht um den Themenbereich Cleverness resp. Schlitzohrigkeit, speziell wenn ein Spiel zu kippen droht. Beispiel Ingolstadt: „Sie haben es geschickt gemacht. Nach dem 2:1 haben sie fünf Bälle aufs Spielfeld geschossen. Fünf! Zeit ist runtergespielt worden, immer wieder lagen sie auf dem Boden.“ Psychologische Kriegsführung – zur Nachahmung empfohlen, wie Jacobacci findet: „Das kannst du auch machen. Wenn du in der 50. Minute 1:0 führst, wenn du Druck hast, dann kannst du auch mal am Boden bleiben. Es ist wichtig, dass wir auch an solchen Dingen feilen. Man kann immer etwas mitnehmen.“ Womöglich sogar aus der vierten Niederlage in Folge – einer Negativmarke, die für 1860 ein Novum ist in der 3. Liga.
Letztmals hatten die Löwen in der Zweitligasaison 2015/2016 so oft verloren nach den ersten sechs Spielen (damals unter Torsten Fröhling). Aber vielleicht reicht ja schon ein Blick auf die Tabelle, um in Jacobaccis Team eine energiegeladene Trotzreaktion zu wecken. „Platz 16 ist nicht 1860“, behauptete Vrenezi am Samstag, sich innerlich gegen das drohende Thema Abstiegskampf stemmend: „Wir müssen oben hin, eigentlich.“ In Halle am Samstag gelte es daher, „vollen Fokus auf drei Punkte legen – damit aus dem hinteren Drittel rauskommen und uns Schritt für Schritt nach vorne arbeiten.“ ULI KELLNER