Eishockey-Bayern rüsten zum Angriff

von Redaktion

Die Kölner Haie wollen zurück an die DEL-Spitze – am Freitag fordern sie Meister München

VON GÜNTER KLEIN

München – Uwe Krupp stand an der Bande und nahm den Klatsch-Rhythmus des Publikums auf. Solche Gelöstheit sieht man selten beim Trainer der Kölner Haie, weil er trotz seiner großen Vita – als Spieler war er NHL-Star und gewann den Stanley Cup – immer in den Details versinkt, die er nicht so gut fand. Doch momentan gibt es nichts zu bekritteln an seinem Team, es kommt als Tabellenführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Freitag (19.30 Uhr) nach München, zum Meister – und die Haie leben gerade in Hochstimmung. 5:1 gegen Nürnberg, 4:1 gegen Vizemeister Ingolstadt, den man auch nach Schüssen (39:25) beherrschte – das sind die bisherigen Kölner Ergebnisse.

Und dazu gibt es noch eine Zahl: 35 576. „Europarekord“, dröhnte der Hallensprecher. Die Haie starteten mit zwei Heimspielen in die Saison, Freitags- und Sonntagsbesuch addiert ergab den Wochenendrekord. 18 500 Menschen passen in die Arena, die 25 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme immer noch die größte in Deutschland ist.

Um die 10 000 im Schnitt hatten die Haie auch in ihren schlechten Jahren – der Andrang nun lässt darauf schließen, dass ein gutes erwartet wird. Wäre an der Zeit: Zuletzt war Köln 2002 Meister. Und das als Verein mit höchstem Anspruch. „Die Haie sind der FC Bayern des Eishockeys“, so der ehemalige Meisterspieler Andreas Renz. „Die vielen Zuschauer geben einen Schub“, meint Thomas Brandl (54). Der Tölzer, früher Nationalspieler und eine Reizfigur im Spannungsfeld Köln – Düsseldorf (er spielte für beide rheinische Rivalen), ist Co-Trainer von Uwe Krupp, zuständig für die Entwicklung der Spieler. Er führt die Zahlen darauf zurück, „dass wir letzte Saison ansehnlich gespielt haben“. Nach Jahren der Tristesse landete Köln auf Platz sechs und wieder in den Playoffs. 197 Tore in der „regular season“ waren der beste Wert seit 1999/2000. Zur Offensivstärke trug ein Verteidiger bei: Nick Bailen (33), der auf 50 Scorerpunkte kam. Der Amerikaner, der auch einen belarussischen Pass hat, hatte sich von der KHL, in der er ein Star war, losgesagt.

Für die neue Saison hat Köln vor allem im Angriff nachgelegt – mit Justin Schütz aus München, Frederik Storm aus Ingolstadt, Tim Wohlgemuth aus Mannheim, Alex Grenier aus Berlin und Gregor MacLeod aus Nürnberg, der am Sonntag gegen Ingolstadt überragte und gefeiert wurde: „Für die Fans habe ich gar keine Worte.“

Wie aber können die Haie sich einen solchen Kader leisten? Sie hatten mehr als die anderen unter der Corona-Krise geächzt und konnten vor zwei Jahren erst auf den letzten Drücker die Finanzierung sichern: Die Fans hatten Unterstützungs-Tickets gekauft, 100 000 Stück zu 10 Euro, Fußballstar Lukas Podolski war einer der Treiber der Solidaritäts-Aktion. In der Bilanz der „KEC Kölner Eishockey-Gesellschaft ,Die Haie’ mbH“ für das Geschäftsjahr 2020/21 prangt ein „Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag“ von 22,949 Millionen Euro.

Es kam zu einer Neuordnung in der „1972 Haie Eishockey GmbH“. Wohl und Wehe des Clubs hängt an Frank Gotthardt (73). Der IT-Unternehmer (CompuGroup) mit Milliardärs-Status und CDU-Mitgliedschaft ist Hauptgesellschafter alias Besitzer der Kölner Haie und laut einer Recherche des Portals T-online geschäftlich verbandelt mit der Rome Medien GmbH des ehemaligen Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt. Gotthardt finanziert also nicht nur Eishockey, sondern auch ein weit rechts angesiedeltes Krawallportal. Groß thematisiert wird das in Köln nicht. Einer bezahlt die Rechnungen, und man ist froh darum.

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