„Wer sind unsere Torschützen?“

von Redaktion

Jacobacci verteidigt Sommertransfers – Neun von zehn Treffern durch Neuzugänge

VON ULI KELLNER

München – Kaum zurück auf der Siegerstraße konnte sich Maurizio Jacobacci eine kleine Was-wäre-wenn-Spielerei nicht verkneifen, einen Kurzausflug in den Konjunktiv. „In Halle hatten wir das Quäntchen Glück, das zuvor gefehlt hat“, sagte der 1860-Coach: „Wir könnten Minimum drei Punkte mehr auf dem Konto haben – und wir wissen, wo wir dann stehen würden . . .“ Auf Platz vier nämlich – hinter Ulm und Aue, den ersten Verfolgern von Tabellenführer Dresden. Der 1860-Coach sieht es so: „Wir haben bisher nicht ernten können, was wir gesät haben, denn das Team hat ein sehr gutes Innenleben.“

Diese Bemerkung war Jacobacci wichtig nach dem Geraune der letzten Tage, in denen ja von verschiedenen Seiten das Transfergebaren der Löwen infrage gestellt wurde (siehe auch unten). Gestärkt durch den guten Auftritt in Halle (2:0) sah sich der Coach bemüßigt, seinen Kritikern die Trefferstatistik vorzuhalten. „Wenn man sieht, wer unsere Torschützen sind“, referierte er: „Zwarts hat drei Tore, Guttau hat drei Tore. Schröter hat jetzt auch getroffen, was lange nicht der Fall war bei ihm. Er und Guttau hatten auch schon Assists zu verbuchen. Man sieht, dass die Spieler, die zu uns gestoßen sind, funktionieren.“

Die einen natürlich mehr, die anderen weniger. Den 18 Abgängen in diesem Sommer standen 13 externe Zugänge gegenüber. Mit zehn Toren, neun von neuen Spielern erzielt, hat Jacobaccis Team neun Punkte verbucht. Ergibt ohne Konjunktiv betrachtet Tabellenplatz 11. Eine personelle Zwischenbilanz.

Verstärkungen

Julian Guttau und Morris Schröter, die Torschützen von Halle, sind nicht nur aus subjektiver Trainersicht Verstärkungen. Über Guttau sagt Jacobacci: „Er kam als U 21-Spieler und ist bei uns zum Mann gereift.“ Joel Zwarts fügte sich ebenfalls mit drei Toren ein, hängt allerdings zuletzt häufig in der Luft. Unstrittig ist aber: Vor allem im hart umkämpften Offensivbereich hat 1860 gute Leute verpflichtet – ein Trio, das den Verlust von Stefan Lex, Marcel Bär und Joseph Boyamba sehr solide abfedert.

Potenzial angedeutet

Manfred Starke schoss zwei wichtige Tore, ehe er in ein Leistungsloch fiel. Innenverteidiger Leroy Kwadwo startete furios, hatte zuletzt aber einige Leichtsinnsaktionen in seinem Spiel. Solide, ohne zu glänzen, räumt Niklas Tarnat vor der Abwehr auf, und Eroll Zejnullahu, der feine Techniker, hat es in Halle immerhin geschafft, den schwächelnden Albion Vrenezi aus der Startelf zu verdrängen.

Mitläufer

Kaan Kurt fing stark an, hatte dann aber das Pech, dass Jacobacci in der hintersten Linie auf drei Abwehrkanten setzt (Lang, Verlaat, Kwadwo). Der junge Gladbacher kann sicher mehr, als er bisher gezeigt hat. Ähnliches gilt für Marlon Frey, der noch nicht die Führungsautorität ist, als die Jacobacci den früheren Leverkusener angepriesen hat („super Typ, sehr positiv, ein echter Teamplayer“).

Hinterbänkler

Kilian Ludewig, immerhin einst von RB Salzburg gecastet, ist weit davon entfernt, bei seiner fünften Leihstation Fuß zu fassen (ein 16-Minuten-Einsatz als Joker). Bei Tarsis Bonga, der sich selbst Erstligapotenzial bescheinigt, reichte es bisher nur zu Toren im Totopokal. Torhüter David Richter darf sich auf die Fahne schreiben, Marco Hiller wieder zu alter Form getrieben zu haben. Valmir Sulejmani schaffte es zuletzt nicht mal in den 20er-Kader.

Zwischenfazit

Drei Volltreffer, einige Mitläufer und ein paar Flops – unter dem Strich wohl eine handelsübliche Transferbilanz. Jacobacci sieht es so: „Wir sind auf einem guten Weg. Da wächst etwas heran. Wenn man uns die Zeit gibt, werden wir etwas Seriöses und Gutes auf die Beine stellen.“ Seriös und gut also – mit schönen Grüßen an die Kritiker seiner Transferpolitik.

Artikel 1 von 11