München – Das Machtwort des Chefs ließ nicht lange auf sich warten. „Es reicht jetzt“, stellte Herbert Hainer klar: „Wir sind nicht zufrieden mit der vergangenen Saison.“ Und auch wenn die neue Spielzeit für seine Bayern erst am Freitag mit der Partie gegen den Mitteldeutschen BC beginnt – Hainer hat schon seine Vorstellung, wie sie enden soll. Mit leuchtendem Rot auf allen Ebenen. Der Meistertitel? „Wollen wir zum Einzug in den SAP-Garden unbedingt.“ Der Pokal? „Wollen wir verteidigen.“ Die Euroleague? „Die Playoffs müssen unser Ziel sein.“
Und irgendwie hat der Weg zu all dem im Wohnzimmer des Präsidenten begonnen. Im Juni hatte Hainer die Macher seiner Basketball-Abteilung dorthin eingeladen. Geschäftsführer Marko Pesic war da, Manager Daniele Baiesi und Pablo Laso, der frisch verpflichtete neue Coach. In langen Gesprächen habe man analysiert, warum die zwei wichtigsten Missionen Meisterschaft und Euroleague vorzeitig geendet waren.
Die Konsequenz liest sich zumindest schon einmal ganz eindrucksvoll. Vor allem ihre deutsche Rotation hielten die Bayern an Bord – allen voran die drei Weltmeister Niels Giffey, Andi Obst und Issac Bonga. Darum herum scharte man eine Mischung aus Talent und viel Erfahrung. Mit Starverpflichtung Serge Ibaka komplettierte man eine Defensivreihe, die nominell selbst in Europa keinen Vergleich scheuen muss.
Und nach vorne? Zeigte sich in den Tests schon Vielversprechendes. „Schneller und freier“, so Nick Weiler-Babb, sei das Spiel mit dem Spenier Pablo Laso geworden als beim detailverliebten Ex-Coach Andrea Trinchieri. Wobei Laso die seinen in der Vorbereitung nur punktuell von der Leine gelassen hat. So wie im Finale des Magentasport Cup in heimischer Halle, als der Trainer im Schlussviertel die Rotation verkürzte und die Bayern Roter Stern Belgrad noch einfingen. Dass seinerzeit mit Ibaka, den drei WM-Fahrern, den Verletzten Vladimir Lucic und Freddie Gillespie und dem Pausierenden Leandro Bolmaro sieben (!) potenzielle Stammkräfte gar nicht mitwirkten – geschenkt. Vielleicht sogar deren acht. Denn da ist ja immer noch Augustine Rubit. Der US-Amerikaner hat nach seinem Achillessehnenriss vom Pokal-Finalwochenende der Vorsaison offiziell keinen Vertrag. Derzeit bestreitet Rubit in der amerikanischen Heimat sein Rehaprogramm unter der Anleitung der Bayern-Ärzte. „Wenn das abgeschlossen ist, werden wir uns zusammensetzen“, sagte Basketball-Chef Marko Pesic, „der Kader ist komplett, aber für gute Spieler ist immer Platz.“
Ob mit oder Rubit: „Wir werden attraktiven Basketball sehen“, ist sich Pesic sicher. Der 46-Jährige kommt dieser Tage ohnehin aus dem Strahlen kaum heraus. Die Münchner Einkaufsoffensive fiel noch strahlender aus als gedacht – den von Pablo Laso in den BMW Park gelotsten Serge Ibaka hatte man trotz leicht erhöhten Teambudgets nicht auf der Rechnung. Und sie macht sich noch strahlender aus seit das Nationalteam in Manila zum WM-Titel stürmte und dem Basketball eine nie dagewesene Welle der Zuneigung verschaffte.
Auch das hat man beim Magentasport Cup sehen können als trotz Oktoberfestauftakt und Traumwetter immerhin 4500 in den BMW-Park strömten. „Und dieses gewachsene Interesse muss man pflegen“, sagte Hainer. Am besten mit dem deutschen Meistertitel. Auf den haben die Bayern zuletzt immerhin vier Jahre vergeblich gewartet.