30 Jahre Leidenszeit

von Redaktion

GOLF Team USA will endlich wieder den Ryder Cup in Europa gewinnen – der Gastgeber setzt auf Supertalent Aberg

Hamburg – Tiger Woods wird zu Hause vor dem Fernseher mitzittern, „sein“ Team nach vorne brüllen, er wird ohne Ende Motivations-SMS nach Rom schicken, alles für das eine große Ziel. Die Schmach der USA beim Ryder Cup, dem größten Golf-Spektakel der Welt, soll endlich ein Ende haben. 30 Jahre nach Wishaw.

„Er ist immer auf unserer Seite“, sagte US-Kapitän Zach Johnson: „Er ist da, um uns zu ermutigen. Er ist der beste Spieler unserer Generation. Zum Glück ist er ein Amerikaner. Wir werden sein Wissen und seine Weisheit und seine Offenheit und seine Leidenschaft so gut wie möglich nutzen.“

Und auch wenn Woods ab Freitag (Sky zeigt mehr als 28 Stunden live) nicht selber am Abschlag im spektakulären Marco Simone Golf & Country Club stehen wird, seine Unterstützung können sie gut gebrauchen. Denn: Die USA haben zuletzt vor 30 Jahren beim Ryder Cup auf europäischem Boden gewonnen. „30 years of hurt“ also bei diesem Mythos von Sportevent, USA gegen Europa, mit all seinen Geschichten und Legenden. Die Leidenszeit soll, nein muss ein Ende haben.

Die meisten Mitglieder des US-Teams waren 1993 noch nicht einmal geboren. „Wir haben eine wirklich große Aufgabe vor uns, aber wir haben auch eine phänomenale Gruppe von Jungs“, sagte Jordan Spieth, der ausgerechnet 1993 zur Welt kam. Doch natürlich werden die Europäer, die ohne einen deutschen Spieler antreten, vor rund 45 000 Fans täglich alles daran setzen, dass ihre Serie zu Hause hält. Und ganz besonders Superstar Rory McIlroy. Der Nordire hatte vor zwei Jahren bei der höchsten Niederlage in der Geschichte des Ryder Cup in Whistling Straits (9:19) ein Debakel erlebt, am letzten Tag aber noch einen Punkt geholt – und war nachher vor den Kameras in Tränen ausgebrochen.

Die Ereignisse damals haben „mich neu ausgerichtet und mir eine andere Einstellung gegeben“, sagte McIlroy, der aus der Niederlage Kraft schöpfte und seitdem sechs Turniere gewann: „Der ganze Lauf von Ende 2021, das ganze Jahr 2022 und auch dieses Jahr – alles begann mit diesem letzten Tag in Whistling Straits.“

Der Ryder Cup ist eben nicht irgendein Wettbewerb. „Es ist die größte Plattform, die wir im Golf haben, die größte Bühne“, sagte McIlroy: „Es geht darum, sich selbst gerecht zu werden, aber auch für andere zu spielen.“ Und: „Wir bekommen keinen Pfennig Geld.“ Trotzdem geht es um alles.

Die Europäer setzen neben den gestanden Kräften auf Ludvig Aberg. Noch nie hat ein Neuling im europäischen Team für so viel Aufsehen gesorgt. Als „Generationstalent“ und zukünftiger „Superstar“ wird der junge Mann aus dem südschwedischen Städtchen Eslöv gepriesen.

Abergs kometenhafter Aufstieg begann, als die weltweite Nummer eins der Amateure im Juni ins Profilager wechselte. Zuvor hatte der Schwede sein Golfspiel an der Texas Tech University verfeinert. Zweimal in Folge wurde er zum besten College-Spieler der USA gewählt. Auf der lukrativen PGA-Tour stellte sich der Erfolg schnell ein. In den ersten zwei Monaten spielte sich Aberg viermal in die Top 25. „Als Wettkämpfer will man bei solchen Turnieren dabei sein. Man will diesen Schlag, diesen Putt haben, um einen Punkt zu holen oder ein Match zu gewinnen“, sagte Aberg. „Ich bin auf jeden Fall bereit für diese Herausforderung.“  sid

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