München – Im Samstagabendspiel (18.30 Uhr, Sky) muss der FC Bayern in Leipzig ran, man braucht nur auf die Tabelle zu blicken, um die Wucht dieser Partie zu erfassen. Und man muss lediglich ein paar Wochen zurückgehen, um in die Münchner Gefühlslage einzutauchen. Doch am späten Freitagnachmittag wurde die sportliche Brisanz zum Nebenthema. Denn bei RB Leipzig geschah Außerordentliches: Der Club setzte seinen Sport-Geschäftsführer Max Eberl vor die Tür – und reichte ihm ein Zeugnis hinterher, das sich nicht an die bei einer Trennung üblichen Floskeln hielt: „Das fehlende Commitment zum Club veranlasst uns zu dieser Entscheidung.“ Eberls Job übernimmt Rouven Schröder (47), seit April Sportdirektor – und eine Verpflichtung von Max Eberl, der offiziell am 15. Dezember 2022 angefangen hatte.
Der Zeitpunkt des personellen Knalls ist interessant: gut 24 Stunden vor dem Aufeinandertreffen mit den Bayern, bei denen Max Eberl der Wunschkandidat ist, falls die vakante Sportvorstandsstelle von Hasan Salihamidzic neu besetzt werden sollte. Vor allem Bayern-Patron Uli Hoeneß ist Eberl-Fan, er wollte ihn schon aus Mönchengladbach nach München holen – und damals, vor einigen Jahren, soll Eberl in seinem Vertrag mit Borussia eine Bayern-Freigabeklausel gehabt haben. Die Bayern sind Eberls Ursprungsverein, er sprach oft verklausuliert von seinem „Lieblingsclub im Süden“. In Leipzig registrierte man zuletzt, dass Max Eberl häufig in München anzutreffen war, wo seine neue Freundin Natascha Fruscella, Moderatorin beim Teleshopping-Sender HSE, lebt. Knutschend wurde das Paar etwa beim Eishockey in München (kurioserweise auch zum Red-Bull-Imperium gehörig) gesichtet. 2019 hatte Eberl sich von seiner Familie getrennt, war dann mit der Schweizerin Sedrina Schaller zusammen, die er in Mönchengladbach zur Teammanagerin machte – was zu ersten Verstimmungen im Verein führte.
Nun hat Leipzig durch die Causa Eberl – für ihn hatten sie sogar noch eine Ablöse an Mönchengladbach bezahlt – die große Unruhe vor dem Topspiel. Die Mannschaft wurde am Freitag um 17 Uhr über die Trennung vom Sport-Geschäftsführer informiert. Und die Bayern hoffen auf einen erfreulicheren Ausgang als die letzten beiden Male: Am 33. Spieltag der Bundesliga verloren sie 1:3, die Zuschauenden verließen konsterniert die Fröttmaninger Arena, weil sie glaubten, die Meisterschaft sei verloren. Der FCB gewann sie doch noch – musste sich dann aber im Supercup gegen Leipzig als Pokalsieger eine 0:3-Demütigung gefallen lassen.
„Sie haben uns zuletzt geschlagen, was uns natürlich nicht passt. Deshalb gilt es auf jeden Fall eine Antwort zu finden“, sagte Trainer Thomas Tuchel. „Wir können anerkennen, wie gut es die Leipziger machen. Wir wissen, dass es eine schwere Aufgabe ist. Trotzdem sind wir selbstbewusst genug, um nach Leipzig zu fahren und gewinnen zu wollen. Das ist das absolute Ziel.“
Also Revanche? Oder gar Rache? Nein, das seien „keine Vokabeln“, die nach den jüngsten zwei Pleiten gegen Leipzig in seinem Kopf herumschwirren würden, meinte Tuchel. „Aber wir sind alle Wettbewerber, wir wollen alle ständig gewinnen. Vor allem auf dem Niveau können wir extrem schwer mit Niederlagen umgehen. Deshalb bohrt das natürlich – und wir wollen uns beweisen“, betonte der Bayern-Trainer. „Der Stachel sitzt erst mal tief.“