Durch die Hosenträger

von Redaktion

Mit einem sich fangenden Torhüter Niederberger kommt EHC zum 5:2-Sieg über Frankfurt

VON GÜNTER KLEIN

München – Das ist so eine Redensart, wenn ein Torwart bei einem Gegentreffer nicht gut aussieht, ihm das Spielgerät zwischen den Beinen hindurch flutscht: Er bekommt ihn „durch die Hosenträger“.

Jetzt ist die kurze Zeit des Jahres, in der dieser Spruch im Eishockey mit Leben erfüllt wird. Zumindest in München. Weil noch Wiesn ist, hat sich der EHC, einer alten Tradition folgend, die noch aus einer Zeit vor dem Einstieg von Red Bull herrührt, in einem speziellen Oktoberfest-Outfit präsentiert, das nach Wadenstrümpfen, Lederhose und Trachtenhemd aussieht. Bei Torhüter Mathias Niederberger passte es dann: Er bekam die Pucks durch die Hosenträger geschossen. Zweimal passierte das dem Vizeweltmeister, der die Frankfurter Schüsse nicht hatte kommen sehen – er wirkte verärgert wie der Bierzelt-Besucher über eine schlecht eingeschenkte Maß und schien die Lokalität schon verlassen zu wollen. Er blieb – und fing sich. Zum Glück für den EHC, der einem weiteren Negativresultat entging und gegen die Löwen Frankfurt 5:2 (2:2, 0:0, 3:0) gewann – ohne dabei aber zu überzeugen.

Einer, der sich am Sonntagnachmittag nicht als Paradebayer verkleiden musste, war Ben Smith. Den kanadischen Routinier setzte der EHC auf die Verletztenliste. „Eine Vorsichtsmaßnahme“, erklärte der Stürmer, bei dem es bisher gut gelaufen war (sechs Scorerpunkte in vier Partien). „In zwei, drei Wochen“, rechnete er, „werde ich wieder dabei sein.“ Was er mit verfolgen musste, war das Bemühen eines Teams, das sich in dieser Saison noch nicht gefunden hat. Am Freitag in Straubing (2:4-Niederlage) wurde das Spiel des EHC von Nachlässigkeiten in der Defensive geprägt, am Sonntag gegen die Frankfurter Löwen wurde vor 3922 Zuschauern deutlich, was Meister München momentan von den Spitzenteams Köln und Mannheim, die sich am Abend zuvor einen faszinierenden Schlagabtausch (3:4) geliefert hatten. Während bei Haien und Adlern die Formationen stehen, geht es beim EHC in den Sturmreihen bunt durcheinander. Selten glückt eine Kombination wie beim 2:2 durch Chris DeSousa (auf Vorarbeit von Austin Ortega und Yasin Ehliz), München ist derzeit abhängig von Einzelaktionen wie der von Konrad Abeltshauser zum 1:1. Das strukturiertere Spiel zeigten die Frankfurter, der Vorjahresneuling.

„Es wird ganz schön rumgeschoben“, beschrieb Abeltshauser das torlose, aber wilde zweite Drittel, in dem es auf den Strafbänken voller wurde und die Teamstärken auf dem Eis beständig wechselten. Die Partie blieb bis Mitte des Schlussdrittels offen, in der 49. Minute hatte Frankfurt bei einem Break in Unterzahl die Chance auf die neuerliche Führung – doch Niederbergers Lederhose war zugeknöpft. „Mathias ist psychisch so stark, dass ihm Gegentore nichts ausmachen“, hatte Ben Smith gesagt. Im Gegenzug zur Niederberger-Parade traf Trevor Parkes zum 3:2 und kurz danach Nico Krämmer zum 4:2. Der Puck flog Löwen-Goalie Marvin Cüpper über die geöffnete Fanghand – stilähnlich zu durch die Hosenträger. Yasin Ehliz flitzte schließlich wie ein Wiesn-Besucher ohne Platzreservierung bei der Bierzeltöffnung an allen vorbei – 5:2 (57.). Am Dienstag (16.30 Uhr) hat der EHC gegen Nürnberg noch ein Oktoberfest-Match.

Artikel 2 von 11