München – Zum Abschluss gab’s einen anerkennenden Schulterklopfer für Markus Anfang. Nach einem „guten 0:0“ gegen Dynamo Dresden wirkte Maurizio Jacobacci, als würde er einen langjährigen Freund zum Ausgang begleiten, einen, dem er sich eng verbunden fühlt – der 1860-Coach hatte bei seinen Ausführungen zuvor auch keinen Zweifel daran gelassen, dass er die Entwicklung beim Gegner als in jeder Hinsicht nachahmenswert empfindet. „Es ist nicht so einfach, gegen diese Mannschaft zu verteidigen“, sagte Jacobacci, in einem Satz das eigene und das Gästeteam lobend. „Sie machen es sehr gut“, fuhr er fort: „An den Abläufen sieht man, dass sie schon länger zusammen sind. Man gibt ihnen die Zeit, etwas auf die Beine zu stellen. Von daher stehen sie auch verdient an erster Stelle in dieser Liga.“
Mit einer kämpferischen Leistung hatte sein Team diesen schwarz-gelben Überfliegern Paroli geboten, sogar die besseren der insgesamt wenigen Chancen herausgespielt (zweimal Zwarts), ehe 1860 in der Schlussphase Glück hatte, dass ein ungeschicktes Einsteigen des zuvor überragenden Kwadwo (gegen Herrmann) nicht zu einem Elfmeterpfiff führte. Die Löwen zeigten sich also stark verbessert gegenüber dem 0:1 von Ulm. Das galt sogar für den Trainer, der nach seinen unglücklichen Äußerungen vom Dienstag (Gegenwind, Pyro-Unterbrechungen) diesmal mit einer raffinierten Bewertung des Geschehens aufwartete. Sein Lob für den Gegner, der so tolle Abläufe hat, eingespielt ist und souverän von Platz eins der Tabelle grüßt, sollte in Wahrheit ausdrücken: Seht her, Löwen! Genau diesen Weg könnte 1860 auch gehen – wenn man den Trainer und sein Team in Ruhe reifen lässt.
Der Auftritt am Samstag war zumindest ein Zeichen, dass Jacobacci auch in sportlich angespannten Zeiten Lösungen findet (diesmal: stabile Viererkette mit Rückkehrer Kaan Kurt, Tim Rieder zurück ins defensive Mittelfeld) – und dass das Team weiterhin bereit ist, den Weg der Leidenschaft, den der Trainer vorlebt, zu beschreiten. „Es war eine gute Reaktion nach Ulm“, sagte Kapitän Jesper Verlaat. „Wir haben alles reingeworfen“, meinte Leroy Kwadwo. Den Biss konnte man den Löwen nicht absprechen – das dürften auch die Ultras gesehen haben, die mit einer Choreo noch ein bisschen auf den Vorkommnissen von Ulm herumgeritten sind. Auf Plakaten in der Westkurve stand Ende der ersten Halbzeit zu lesen: „Wenn das Feuerwerk nur auf den Rängen kracht, ist der Trainer fehl am Platz.“
Die Jacobacci-Diskussion dürfte fürs Erste wieder verstummen. „Defensiv haben wir eine absolut fantastische Leistung gebracht“, sagte der Trainer. Und dass offensiv weiterhin wenig kracht, räumte nicht nur er ein. „Man hat in Ansätzen gesehen, dass wir uns Torchancen herausspielen können“, sagte der rechtzeitig zum Spiel genesene Ex-Dresdner Morris Schröter, „aber das Ding dann auch über die Linie zu drücken – das hat heute und auch in Ulm gefehlt.“
Sein neuer Trainerfreund immerhin drückt Jacobacci fest die Daumen. „Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt“, sagte Anfang: „Ich wünsche 1860 alles Gute. Das ist ein toller Verein, der nicht in die 3. Liga gehört.“ Ob’s noch in dieser Saison für bessere Tabellenplätze reicht, werden die nächsten Wochen zeigen. Erst mal haben die Löwen zwei Tage frei, am Sonntag geht’s dann nach Münster (16.30 Uhr). „Es ist natürlich schwierig hier“, sagte Jacobacci: „Wenn man gewinnt, ist alles gut. Wenn man verliert, ist alles schlecht.“ Und wenn man ein 0:0 gegen den Tabellenführer schafft, das erste Remis der Saison, hat man zumindest ein paar Tage Ruhe.