München – Günter Zahn, der vor 51 Jahren das Olympische Feuer entzündete, Langstrecken-Trainer bei der LG Passau war, den München Marathon kennt wie sonst kaum jemand und diesmal vorne in einem Begleitfahrzeug mitfuhr, wunderte sich über die von Hektik zeugende Szenerie bei Kilometer 10: „Die Tür des Führungsautos war aufgerissen, Renndirektor Gernot Weigl stand gestikulierend davor, sein Fahrer schrie ,Umdrehen’ ins Funkgerät. Ich dachte schon, da sind Klimakleber, denen wir ausweichen müssen.“
Nein, die Letzte Generation war beim München Marathon nicht am Start, die Veranstaltung erlebte ein klassisches Malheur: Streckenfehlleitung. „Richtung Odeonsplatz, Engstelle an der Sanierung Altstadttunnel“, so Weigl. Das Ergebnis: Die Männer-Spitzengruppe stürmte am Wendepunkt vorbei, 100 Meter zu weit, die später ankommenden fünf schnellsten Frauen hingegen wendeten zu früh, weil eine Lücke im Absperrgitter war. Ab da hatte Weigl, Organisator und Renndirektor seit 23 Jahren, eineinhalb Stunden, um vom Auto aus die Sache zu begradigen. Mit den Kampfrichtern vom Bayerischen Leichtathletik-Verband kam er überein, die Frauen im Ziel Olympiastadion zwei Runden extra laufen zu lassen. Minus 600 Meter, plus 800 Meter – das war die für die Betroffenen nachteilige Rechnung, und auch die Topläufer hatten am Ende ein Stück mehr in den Beinen.
Sebastian Hendel, als bester Deutscher Fünfter, ging generös über das Missgeschick hinweg. „Bei 42,195 Kilometer Streckenabsperrung kann das passieren, da braucht nur einer einen Fehler zu begehen.“ Der 27-Jährige verpasste das Ziel Olympia-Norm (2:08:10 Stunden), erreichte aber in 2:10:14 persönliche Bestzeit. Er will wiederkommen: „Die Stimmung an der Strecke war großartig. Deutlich mehr Zuschauer als im letzten Jahr.“ Am Montag werden die tatsächlichen gelaufenen Strecken nachvermessen. Athleten-Manager Michael Kraus vermutete als Ursache für die Verwirrung die wegen der Landtagswahl eingerichteten Querungen.
Die Sieger kamen aus der Kenia-Fraktion: Bernard Muia Katui (28) und Catherine Cherotich (29). Katui entschied sich kurzfristig für einen Start in München und stellte mit 2:09.17 eine persönliche Bestleistung auf. Athleten-Manager Michael Kraus, der das Elitefeld zusammengestellt hatte: „Er ist der Trainingspartner von Samwel Mailu, der vorige Woche Dritter der Halbmarathon-WM wurde, den Marathon heuer in Wien in Rekordzeit gewann und in Frankfurt der Favorit ist. Er hat gesagt, Bernard ist genauso schnell wie er.“ Fast jedenfalls, mit Bahn-Bestzeiten von 13:33 Minuten (5000 m) und 28:10 (10 000) hat er „einen Motor“.
Catherine Cherotich (2:31:34) erfuhr erst, als sie ins Olympiastadion einlief, dass sie eine Zugabe auf der Tartanbahn geben müsste. Sie fand es eigentlich inspirierend: „Der Applaus hat mich über die Ziellinie getragen. Ich war sehr glücklich.“