Landstraße gegen Autobahn

von Redaktion

„50 Minuten harmlos“: Trainer Söderholm kritisiert sein EHC-Team

VON GÜNTER KLEIN

Ingolstadt – Toni Söderholm, der Trainer des EHC Red Bull München, beschrieb das Spiel seiner Mannschaft am Sonntag in Ingolstadt als Fortsetzung der Anreise: Ein Stau hatte den Bus zur Ausweichroute über die oberbayerischen Dörfer der Holledau gezwungen. „Wir waren auf der Landstraße, der Gegner auf der Autobahn“, sagte er. Es könne keine Diskussionen geben: „Ingolstadt war einfach besser.“ Zur Leistung seines Teams meinte der Finne einfach nur: „50 Minuten ziemlich harmlos.“ Das Resultat: eine 0:2-Niederlage in der Neuauflage des DEL-Finales von 2023.

Es fiel den Münchnern schwer, sich offensiv zu entfalten. Fünf Torschüsse nur brachten sie im ersten Drittel zustande, vier im zweiten, erst im letzten Durchgang erreichten sie das Normalmaß (13 Schüsse). Unterm Strich aber galt, „dass wir viel zu wenig Scheiben aufs Tor gebracht haben“, so Stürmer Markus Eisenschmid, der mit einem Tor und einem Assist in acht Partien noch weit unter seinen Mannheimer Werten liegt.

Ingolstadt war gut eingestellt auf den EHC. „München ist das beste Powerplay-Team der Liga“, sagte Trainer Mark French, „wir hatten uns daher vorgenommen, höchstens drei Strafzeiten zu kassieren. Es wurden vier,“ Doch der EHC München konnte daraus nichts machen, seine Powerplay-Erfolgsquote sank von 34 auf 30 Prozent – immer noch der Spitzenwert der DEL und eigentlich ein gutes Zeichen: Denn in den vergangenen Jahren hatten die Münchner in dieser Kategorie nicht immer geglänzt. Söderholm arbeitet akribisch an den „Special teams“. Zu Beginn jeder Woche filtert sein Assistent Pekka Kangasalusta heraus, was bei den kommenden Gegnern zu beachten sei, wo die Anfälligkeit liegt, wenn sie auf dem Eis in der Unterzahl sind.

Das Problem des EHC liegt im Spiel bei numerischer Gleichheit, also dem Regelfall. Da steht Söderholms Mannschaft nach neun Spieltagen bei 15:19 Toren. Zum Vergleich: Spitzenreiter Berlin hat beim Spiel fünf gegen fünf 27 Treffer erzielt und nur 11 kassiert. Eine schlechtere Bilanz als Meister München haben aktuell nur Nürnberg (13:27), Augsburg (11:25) und Iserlohn (12:23), die in der Tabelle unten stehen.

Der EHC ist nach knapp einem Fünftel der Hauptrunde Gesamt-Fünfter, der Club hatte schon fulminantere Startphasen – andererseits ist noch nichts passiert, und im Eishockey mit seinem dichten Rhythmus an Spielen verändert sich die Lage schnell. Die Kölner Haie, die ihre Meisterschaftsambitionen offen kommunizieren, sind nach rauschhaften ersten Partien in ihrer stets gut gefüllten 18 500-Zuschauer-Arena im Ergebnisalltag angekommen: Siebter, das ist nur ein Pre-Playoff-Platz.

Der EHC München durchbricht diesen Dienstag (19.30 Uhr) erst mal seine DEL-Routine, für ihn steht der fünfte Vorrundenspieltag der Champions League an. Nach München kommt Lukko Rauma, Dritter der finnischen Liga. „Ein kleiner Standort, aber mit einem großen Budget“, weiß der aus Helsinki stammende Toni Söderholm, „sie haben einige junge Spieler, die kurz vor dem Durchbruch stehen, und sie spielen ein wenig schneller als andere finnische Mannschaften.“

Also ein Autobahnteam – beim EHC weiß man, was das bedeuten kann. Zum Glück erfordert ein Heimspiel keine Anreise.

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