Und jetzt – Paris!

von Redaktion

Turner Dauser nach WM-Gold heiß auf Olympia

Antwerpen – Lukas Dauser steckte noch in seinem Weltmeister-Interview, als Fabian Hambüchen schon mit zwei Bier in den Händen heraneilte. „Weltmeister! Da muss man jetzt erst mal anstoßen, Junge“, sagte der Held von Rio vor der ARD-Kamera zum frisch gebackenen Titelträger in Antwerpen. Dann fielen sich beide Turnstars um den Hals. Auch sein Trainer Hubert Brylok in Halle/Saale gönnte ihm den Sieg aus vollem Herzen: „Der Junge hat es sich wahnsinnig verdient, weil er so professionell arbeitet.“

Dauser hatte kurz zuvor am Barren so richtig abgeliefert. „Perfekt gibt es, glaube ich, nicht. Aber ich strebe danach und das heute war schon nah an der Grenze“, sagte der Hachinger überglücklich. Mit 15,400 Punkten hatte sich das Muskelpaket, zuletzt jeweils Zweiter bei Olympia 2021 in Tokio sowie der WM 2022 in Liverpool, den Traum von Gold erfüllt.

Auch Hambüchen, neben seinem Olympiasieg 2016 unter anderem auch Weltmeister von 2007 und seit knapp sechs Jahren nicht mehr aktiv, konnte bestens nachempfinden, was dem 30-Jährigen der Titel bedeutet. Das langjährige Aushängeschild des Deutschen Turner-Bundes (DTB) sieht im zweiten Schritt auch eine Signalwirkung mit Blick auf Olympia. Der Coup in Belgien gebe Dauser „natürlich noch einen Riesenboost“, sagte Hambüchen am Montag: „Eine Riesenmotivation für Paris, alles zu geben.“

Der Chinese Zou Jingyuan, der in Tokio am Barren Gold holte und nun einen Start bei den Asienspielen der WM-Teilnahme in Antwerpen vorzog, könne sich „nicht zu sicher da oben wiegen. Lukas ist da nicht weit weg“, sagte Hambüchen. Er erwarte ein spannendes Rennen in Paris. Die olympische Zukunft begann für den neuen Turn-Weltmeister symbolisch schon am Abend nach seinem Triumph. Das Bankett zum Abschluss der WM in Antwerpen stand unter dem Motto „Die olympischen Farben“ – und Dauser kleidete sich standesgemäß: Rote Kappe, gelbe Brille, schwarzes Hemd, blaue Jeans und grüne Schuhe. Seine Gedanken gingen aber schon über die Fünf-Farben-Sause hinaus in Richtung Paris.

„Jetzt kommt da ein bisschen Druck drauf, Last drauf, nächstes Jahr sind Olympische Spiele und da als Weltmeister hinzufahren, ist nicht ohne“, sagte der Barren-Champion: „Für mich ist es Lust. Ich versuche, das ins Positive umzumünzen: Hey, ich kann so gut turnen. Das will ich noch mal zeigen.“

In der Stunde seines Erfolges nahm sich der Champion dann auch noch Zeit für eine Anekdote. Sein früherer Trainer Kurt Szilier hatte den 12-Jährigen einst nach dessen Ziel gefragt. Darauf habe er geantwortet, dass er Vize-Weltmeister werden wolle, woraufhin der Coach ihn gefragt habe: Warum Vize-Weltmeister? „Da habe ich geantwortet: Na dann habe ich ja keine Konkurrenz mehr“, erzählte Dauser.

Nach seiner Qualifikation für das Barren-Finale in Antwerpen habe er Szilier nun als Erwachsener geschrieben, dass sich seine Meinung inzwischen geändert habe. „Seine Antwort war: Lieber Lukas, ich wünsche Dir ganz viel Können und viel Erfolg, dass Du keine Konkurrenz mehr hast“, sagte der sichtlich gerührte Weltmeister, „dass ich das jetzt geschafft habe, ist unglaublich.“ sid, dpa

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