München – Gestatten, Dustin Strahlmeier. Beruf: Eishockeytorwart bei den Grizzlys Wolfsburg. Oder aus Münchner Sicht: Professionelle Nervensäge. Wieder einmal entwickelte sich ein Match des EHC Red Bull München gegen den alten Widersacher aus der Autostadt zum Duell mit dem 31-Jährigen im Kasten, der die Schüsse mit allen Körper- und Ausrüstungsteilen wegblockte. Vor sich hatte er eine hingebungsvoll arbeitende Abwehr – und so kam es, dass der Nationalgoalie am Ende die Hände hochreißen konnte: München gelang kein Tor, unterm Strich stand eine 0:1 (0:0, 0:1, 0:0)-Niederlage, schnell leerte sich die Olympia-Eishalle, in die 4718 Leute gekommen waren. Held Strahlmeier: „Es war ein komplettes Spiel, eine brutale Battle.“
Das Spiel zwischen München und Wolfsburg war definitiv das schnellste im Sieben-Partien-Programm der Deutschen Eishockey Liga (DEL) am Freitagabend. Als das erste Drittel rum war, befand man sich an anderen Standorten gerade mal in der 15. Minute, und nach dem zweiten Abschnitt in München war man in Berlin, Iserlohn, Frankfurt, Bremerhaven, Ingolstadt und Schwenningen zwischen 32. und 36. Minute unterwegs.
Die Akteure des EHC und der Grizzlys aus Niedersachsen folgten 35 Minuten der Devise „Eishockey pur“, die Scheibe flitzte rauf und runter, die Torhüter hielten sie selten fest, sondern spielten sie gleich weiter, und disziplinarisch war beiden Mannschaften anzumerken, dass sie Strafzeiten vermeiden wollten. Auf Münchner Seite ging Konrad Abeltshauser früh (2. Minute) in die Box, dann war aber über eine halbe Stunde netto Ruhe, ehe sich Adam Almquist (EHC) und Luis Schinko (Wolfsburg) einen saftigen Fight lieferten.
Es war auch nicht so, dass das Spiel in den ersten beiden Dritteln durch lange Jubelarien unterbrochen wurden. München und Wolfsburg bewegten sich in Fußballergebnis-Dimensionen, 0:1 lautete der Zwischenstand. In der 22. Minute hatte der Wolfsburger Nolan Zajac getroffen und sich gewundert, sie frei er vor dem Münchner Tor, diesmal gehütet von der Nummer zwei, Daniel Allavena, zum Abschluss kam. Vorausgegangen war – mal wieder – ein Systemfehler beim EHC. Im Eifer fuhren sich zwei Münchner über den Haufen, weg war die Scheibe, und Wolfsburg hatte Platz zum Kontern. Der EHC erinnerte sich selbst an die vorangegangenen Spiele der letzten fünf Tage: 0:2 gegen Ingolstadt und 1:4 in der Champions League gegen Lukko Rauma.
Erneut ging München mit einem Rückstand ins Schlussdrittel, das Trevor Parkes mit einem fulminanten Sololauf eröffnete, aber final an Strahlmeier scheiterte. Gleiches galt für den Endspurt; auch der Versuch von EHC-Coach Toni Söderholm, die letzten zwei Minuten mit einem sechsten Feldspieler zum Ausgleich und in der Verlängerung zu kommen, scheiterte. GÜNTER KLEIN