Alibifragen, Heißluft und Weit-weg-Ton

von Redaktion

TV-KRITIK

Vorn in the USA! Die Sorgen-Nationalelf hat mit Super-„Tschuliän“ Nagelsmann den Neuanfang erfolgreich gestartet. Beim RTL bleibt derwall, äh, derweil, alles beim Alten. Die Kölner senden weiter Erich-Ribbeck-artig altbacken. Wobei Bild und Ton eher an Helmut Schön 1970 in Mexiko erinnerten. Ja, es war schon Farbe. Aber schön war’s nicht, was der dampfbetriebene Satellit beim Stubensoccer nach Deutschland lieferte. – Wer ist der King of Floskel? Natürlich Florian König, der beim RTL bereits seit Chile 1958 Fußball zerredet. Er stellt ausschließlich Alibi-Fragen zum Zeittotschlagen, bei denen die Antwort vorher schon feststeht. König an Nagelsmann: „Wie haben sich die Neuen denn bisher eingeführt?“ Was soll der Bundesjulian da sagen? „Leider nicht so super, das nächste Mal bleiben die Kasper daheim.“ Oder: „Schlotterbeck, Can – ist die Tür da zu?“ Die Antwort „Ja, die sind für immer raus“ hätte überrascht. Die sinnfreieste Frage an Lothar beantwortete sich König dann gleich selbst: „Nagelsmann, ist er der richtige Mann? Schon, oder?“ Wenn Lothar da losgeledert hätte, dass der Julian ein Blinder ist und gar nix kann, wäre das sehr unterhaltsam gewesen. Schon, oder? – Hatte Lothar a little bit lucky? Der Bundesnationalexperte hielt beim Heißluftausstoß tapfer mit. Er hoffte, dass die „alten deutschen Dugenden“ zurück sind und lobte sich selbst: „Ich habe ja ein bisschen schon meine Informationen.“ Und so übermittelte er prächtige Nachrichten vom „Dreining“: „Die Übungen wurden mit Präzision, mit Effektivität und mit Konzentration gemacht.“ Da tritt wieder das König-Prinzip in Kraft: Wenn die Spieler unpräzise, ineffektiv und gschlampert losgelegt hätten, hätte der Julian ein Problem. – Wie schlimm waren die To-To-Tonprobleme? Zwischendurch haben sich die RTL-Ulknudeln Hagemann/Freund angehört wie 1974 beim „Rumble in the Jungle“, nur ohne Ali. Kuriose Begründung vom Hagemann: „Wir sind weit weg.“ Wobei ja TV-Übertragungen from se USA heutzutage oft recht gut funktionieren. Verpasst hat man aber eh nicht viel. Freund hat die Amerikaner zum „Favoriten“ des Spiels erklärt, und Hagemann hat „American Football“ in „National Football“ umgetauft. Es war alles so kurios wie von den beiden gewohnt. Schon, oder? JÖRG HEINRICH

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