Hochgefühl in Hartford

von Redaktion

Nagelsmann-Debüt geglückt: DFB schlägt USA 3:1 und macht Lust auf mehr

Philadelphia – Sein auffälliges Karo-Glückshemd tauschte Julian Nagelsmann schnell wieder gegen die Trainingskleidung. „Wir sind ja nicht zum La-Paloma-Pfeifen hier“, sagte der Bundestrainer, auf seinem erfolgreichen, teilweise mitreißenden Debüt wollte er sich keinesfalls ausruhen. Nach dem kurzen Charterflug von Hartford nach Philadelphia und der Nacht im noblen Teamhotel The Inn at Penn neben der ältesten US-Uni ging es direkt wieder auf den Platz.

Ein halber freier Tag für einen Besuch von Rocky-Statue oder Liberty Bell? Nein, sagte Nagelsmann streng, den werde es „nicht geben, vielleicht mal ein Stündchen“. Dabei hätten Kapitän Ilkay Gündogan und Co. nach dem überzeugenden Auftritt beim 3:1 (1:1) in Hartford/Connecticut gegen die USA durchaus eine Belohnung verdient gehabt.

Doch Nagelsmann brannte schon auf die Fortsetzung am Mittwoch (02.00 Uhr MESZ/ARD) gegen Mexiko. „Ich freue mich auf die nächste Folge“, sagte der DFB-„Regisseur“ und ergänzte: „Es wäre schön, wenn die Serie gut weitergeht – mit Happy End wäre noch besser.“ Bei der Heim-EM 2024 mit dem erträumten Sommermärchen 2.0. Der sehenswerte Pilotfilm jedenfalls ließ manchen Fan darauf hoffen, auch wenn er nicht in Hollywood produziert wurde. Im zugigen Pratt & Whitney Stadium waren auf dem Rasen neben den hübschen Football-Pinseleien der UConn Huskies auch schöne Spielzüge zu sehen. Ob Rückkehrer Mats Hummels oder Torschütze Niclas Füllkrug – alle hatten „sehr viel Spaß“. Und das, betonte Nagelsmann zufrieden, „ist die Basis für mich“. Die Nationalmannschaft, betonte der Nachfolger des glücklosen Hansi Flick, „ist kein Alltag, sondern Passion und Leidenschaft, die will ich sehen – und das war gut.“

Sportdirektor Rudi Völler war „total positiv“ gestimmt. Nagelsmann habe „seine Art super rübergebracht“, meinte er. „Er hat eine natürliche Autorität“, schwärmte Füllkrug, „er kann alles hinterlegen mit Erklärungen und Lösungen.“ Auch die ungewöhnliche Rolle für den Dortmunder, der oft auf den linken Flügel ausweichen musste, um Platz für die Zauberfüße Jamal Musiala und Florian Wirtz zu schaffen – eine gute Idee. Aber nicht das einzig Positive in ungewohntem Ambiente, das Thomas Müller an ein „Schülerländerspiel“ erinnerte. „Man hat gesehen“, schwärmte Hummels, „was wir wollten und dass es funktioniert hat.“

Das hohe Pressing, der Aufbau im 3-4-3, das starke Mittelfeld-Duo mit Gündogan und Pascal Groß, der den abgereisten Joshua Kimmich (grippaler Infekt) ersetzte – all das war gut. Die in der bleiernen Spätphase Flicks noch völlig verunsicherte Auswahl zeigte viel Lust und Mut zum Risiko.

Die Anfälligkeit im Umschaltspiel und die Probleme auf den defensiven Außen konnte Nagelsmann so schnell nicht beheben. Doch als er in der Pause die Pressinglinie justierte und das Anlaufverhalten veränderte, trug dies sofort Früchte. Füllkrug (58.) und Musiala (61.) belohnten dies nach dem Ausgleich von Gündogan (39.) mit weiteren Toren.

Neben der Einstellung gefiel Nagelsmann sein Kapitän am besten. „Ilkay hat ein überragendes Spiel gemacht, Wahnsinn! Das ist die Gier, die wir brauchen“, lobte er.

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