München – Starkregen und später Hagel – es waren nun wirklich keine leichten Bedingungen vergangenen Sonntag beim ersten Tryout der Munich Ravens am Campus des FC Bayern. Abschrecken ließ sich davon aber niemand. Knapp 90 Footballspieler waren gekommen, um sich für einen Kaderplatz im kommenden Jahr zu empfehlen. Ein wichtiger Tag für die Athleten, aber auch für die Franchise. „Wir wollen mehr Tiefe in den Kader bekommen. Letztes Jahr hatten wir das Team erst sehr spät komplett, das wollen wir vermeiden“, sagte Ravens-Manager Sebastian Stolz.
65 Profis sollen bis zum Frühjahr unter Vertrag stehen, dann wird aussortiert. Ein realistisches Ziel, denn das Interesse ist enorm. Neben Jugend- und GFL-Spielern waren auch Akteure mit ELF-Erfahrung vor Ort. Darunter Lenny Sadzik, der mit Stuttgart Surge sogar im Finale stand. „Man hört viel Gutes über die Ravens. Sie haben als neues Team sofort überzeugt und dazu ein cooles Stadion mit tollen Fans. Einfach eine attraktive Franchise“, so der Mann aus der Offensive-Line.
Es scheint, als hätten die Münchner in ihrer ersten Saison auf und neben dem Feld vieles richtig gemacht. Krachende Tackles, sehenswerte Catches und hochrote Köpfe – der enorme Einsatz der Probespieler zeigte, wie begehrt ein Kaderplatz mittlerweile ist. Einen großen Anteil an der guten Entwicklung hat Sportdirektor Sean Shelton: „Die erste Saison hat gezeigt, dass wir einfach kompetent sind. Man sieht, dass wir wissen, was wir tun, sowohl sportlich als auch geschäftlich. Außerdem haben wir nach nur einer Saison eine starke Fanbase.“ In der Premierensaison kamen im Schnitt rund 5000 Zuschauer zu den sechs Heimspielen. Damit bewegt man sich auf Augenhöhe mit dem EHC Red Bull München und Bayerns Basketballern. Allerdings haben die deutlich mehr Heimauftritte.
Finn Weckerle ist durch die Sozialen Medien auf die Ravens aufmerksam geworden. Der 21-jährige Linebacker spielte bisher im Nachwuchs der Stuttgart Scorpions und hofft nun auf eine Zukunft in München: „Ich habe viel auf Instagram verfolgt und es wirkte, als ob in der Mannschaft eine gute Stimmung herrschte.“ Auch die Einladung zum Tryout erfolgte auf diesem Weg: „Mein Highlight-Video habe ich einfach an den Trainer geschickt, der war überzeugt und hat gesagt, dass ich kommen soll“, so Weckerle.
Den Kern des Teams sollen in Zukunft vor allem lokale Athleten bilden. Head-Coach Kendral Ellison sprach sogar davon, dass seine Mannschaft zu einer Gruppe von „bayerischen Brüdern“ werden soll. Kein Wunder also, dass auch einige Spieler der Munich Cowboys zum Tryout erschienen, um von der GFL in die ELF aufzusteigen. Unter ihnen war auch Godwin Badom, der in den vergangenen Jahren im Dantesatdion auflief. „Die Anziehungskraft der Ravens ist groß. Ein bayerisches Team in der höchsten europäischen Spielklasse zu haben, ist einfach toll“, so der Defensivspieler.
CLAAS SCHÖNFELD