Gut drauf, aber grantig

von Redaktion

Klima: Dreßen ärgert das schlechte Ski-Image

VON THOMAS JENSEN

München – Die Stimmung von Thomas Dreßen kippt ganz plötzlich bei der Einkleidung des Deutschen Skiverbands am Dienstag in München.

Gerade hatte Deutschlands bester Abfahrer noch über seine gute körperliche Form vor der nahenden Skisaison, die gelungene Vorbereitung und seine im Juni geborene Tochter Elena („Ein Schub für die Motivation) geplaudert. Doch als er mit der aktuellen Debatte um den Start in Sölden konfrontiert wird, holt der Mittenwalder zu einem längeren Monolog aus. „Ich höre so viel Negatives über den Skisport, das geht mir mittlerweile tierisch auf die Nerven, wie sich manche äußern, auch Ex-Sportler“, poltert Dreßen. Wie jedes Jahr kurz vor dem Start – heuer am 28. Oktober – bespricht die Szene, ob der frühe Weltcupbeginn auf dem Gletscher in Zeiten des Klimawandels noch angemessen ist. Dieses Jahr ist die Diskussion angeheizt durch Bilder, die Arbeiten eines Baggers am Gletscher zeigen. Unter anderem Felix Neureuther hatte daraufhin Kritik geübt und die Bilder als „Katastrophe für den Skisport“ bezeichnet.

Dreßen, der von den Bergbahnen Sölden gesponsert wird, verteidigt die Bauarbeiten nun. Anders als von der Umweltorganisation Greenpeace behauptet, sei kein Gletschereis, sondern Resteis abgetragen worden, zudem seien Steine verkleinert worden. Durch die ebenere Piste erfordere eine Beschneiung weniger Aufwand und sei nachhaltiger. Zudem: „Wenn ich höre, dass man mit einem Flug nach Mallorca denselben CO2-Ausstoß hat wie mit 40 Tagen Skifahren, dann sollten sich eher die hinterfragen, die für zwei Tage zum Saufen zum Ballermann fliegen.“ Er gönne jedem Menschen seinen Urlaub, aber umgekehrt solle man ihn seinen Sport machen lassen.

Was Dreßen sauer aufstößt: „Man macht nicht nur unsere Leidenschaft schlecht, sondern man macht es auch den Kindern schlecht. Früher sind Familien aus ganz Deutschland in den Skiurlaub gefahren, jetzt werden sie wahrscheinlich als Klimasünder hingestellt.“ Er selbst habe sich vorgenommen, wieder mehr „pro Skifahren“ zu sprechen, sagte der Kitzbühel-Sieger von 2018: „Kinder haben heute immer mehr Bildschirmzeit. Ich möchte aber lieber, dass meine Tochter mit zehn Ski fährt oder reitet und nicht weiß, wie man ein iPhone bedient.“

Offen zeigt sich der 29-Jährige gegenüber einem späteren Saisonstart, erst im November. Allerdings fügt er an: „Das ist Aufgabe der FIS, da werden wir Athleten leider selten gefragt.“ Wie auch in der vergangenen Saison fliegt der Weltcup diesen Winter zweimal nach Nordamerika. Eine viel kritisierte Reiseplanung. Doch Dreßen sieht seinen Sport dort zu Unrecht im Fokus: „Ich möchte mal den CO2-Abdruck der Formel 1 oder der MotoGP sehen, wie die kreuz und quer durch die Gegend fliegen.“

Für Dreßen selbst startet die Saison erst im November, wenn erstmals auf der neuen Abfahrtsstrecke in Zermatt gefahren wird. Zur ersten Abfahrt der Saison am 11.11. gibt er vor: „Ich bin sicher nicht am Start und sage Top 30 ist mein Ziel. Ich will einfach wieder meine Leistung abrufen.“ Vergangene Saison hatte der verletzungsgeplagte Dreßen zwar Top-10-Ergebnisse eingefahren, sich durch „Leichtsinnsfehler“ aber Besseres verbaut. Die Fehler seien durch das Training im Sommer nun abgestellt.

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