München – Die DFL hat ihre Haltung für den kommenden Spieltag bereits kundgetan. Allen Proficlubs wird am Wochenende eine Schweigeminute empfohlen, um nach den Geschehnissen in Israel der Opfer zu gedenken. „Damit möchten DFL und DFB ein gemeinsames Zeichen des deutschen Fußballs für den Frieden setzen“, hieß es am Montag vom Dachverband auf „X“ (ehemals Twitter). Wenn die Spieler des FC Bayern und von Mainz 05 am Samstag um 18.28 Uhr das Feld betreten haben werden, wird in der MEWA Arena also Stille herrschen. Bei allen Beteiligten, auch bei Noussair Mazraoui im Gäste-Trikot – während auf der Gegenseite Anwar El Ghazi fehlen wird, Den kürzlich verpflichteten niederländischen Stürmer stellte der FSV Mainz 05 frei.
In beiden Vereinen ist es im Laufe der Woche politisch geworden. Während der Pro-Palästina-Beitrag von Mazraoui den FC Bayern schon seit dem Wochenende beschäftigt, hat El Ghazi mit einem inzwischen wieder gelöschten Post auf Instagram beim kommenden Gegner für viel Wirbel gesorgt. Der 28-Jährige teilte zunächst einen Beitrag, in dem es unter anderem hieß: „Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein.“ Gemeint ist, dass sich Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer ausdehnen sollte; Israel wird damit gewissermaßen das Existenzrecht abgesprochen. „So nicht tolerierbar“, entschied die Vereinsführung nach einem Gespräch mit El Gazhi. Der Verein respektiere, „dass es unterschiedliche Perspektiven auf den seit Jahrzehnten währenden komplexen Nahost-Konflikt“ gebe, aber: „Der Post geht nicht mit den Werten unseres Clubs einher.“
Die Bayern sind heute dran – also dann, wenn Mazraoui, dessen marokkanisches Nationalteam (allerdings ohne ihn, er stand nicht im Spieltagsaufgebot) gestern Abend in der Qualifikation für den Afrika Cup in Marrakesch auf Liberia traf, zurück an der Säbener Straße ist. Das Gespräch mit der Clubführung um Präsident Herbert Hainer ist wohl noch für den Mittwoch anberaumt, trotz der Erklärung, die Mazraoui am Sonntag abgegeben hatte, herrscht Redebedarf. Wie unsere Zeitung erfuhr, geht es dabei vor allem um einen offenen Austausch, um Werte und Überzeugungen – eine Strafe für die Verbreitung des Videos, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird, stand nicht im Raum. Vielmehr soll Mazraoui erklären, was er auch öffentlich bekundete: „Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe.“
Der Zentralrat der Juden hat diese Klarstellung aber für unzureichend erklärt. „Leider lässt er weiterhin die klare Verurteilung der Hamas-Barbarei vermissen“, schrieb der Verband in einer Stellungnahme für die Augsburger Allgemeine. Für das Vorgehen der Bayern hingegen gab es Lob: „Wir halten es bisher für angemessen.“ Ein weiterer Fall kam hinzu: Sabrina Duvad, Freundin von Kingsley Coman, teilte auf Instagram einen Post, in dem es auch hieß: „Israel bereitet die nächste Phase des Genozids an den Palästinensern vor.“ H. RAIF/P. KESSLER