Mumbai/Köln – Auf dem Olymp seiner sportpolitischen Karriere suchte Michael Mronz etwas ungelenk seinen Platz zwischen all den Stars und Sternchen, den Königlichen Hoheiten und selbst ernannten Friedensbotschaftern. Das strenge Protokoll des IOC, dem Mronz nach seiner Wahl in Mumbai ab sofort angehört, kann einschüchternd wirken. Doch als alle Fanfaren und salbungsvollen Worte verklungen waren, blieb ein Lächeln im Gesicht des Sportmanagers aus Köln zurück.
Es sei eine „große Ehre“, das Internationale Olympische Komitee in seiner Heimat vertreten zu dürfen, sagte Mronz (56), neben Präsident Thomas Bach (69) und Athletenvertreterin Britta Heidemann (40) das dritte deutsche Mitglied im Ringekonzern aus Lausanne. Der Antreiber der Olympiainitiative Rhein-Ruhr gilt im IOC als „unabhängige Einzelperson“, vorgeschlagen wurde er von der Exekutive und damit vom allmächtigen Vorsitzenden Bach persönlich.
Mit 64 Ja- und 9 Nein-Stimmen folgte die IOC-Session in Mumbai der Anweisung des Vorstands. Auch die weiteren sieben Kandidatinnen und Kandidaten, darunter Oscar-Preisträgerin Michelle Yeoh und die israelische NOK-Präsidentin Yael Arad, nickte die Versammlung ab. 107 Mitglieder zählt das IOC mittlerweile, DOSB-Präsident Thomas Weikert ist nicht dabei, dafür seine Nachfolgerin an der Spitze des Tischtennis-Weltverbandes, die Schwedin Petra Sörling. Weikert verfolgte Mronz’ Ernennung vor Ort und sprach wohlwollend von einer „exzellenten Wahl“ eines „ausgesprochenen Experten“.
Als IOC-Mitglied rückt Mronz satzungsgemäß in den Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbundes auf. „Ich freue mich sehr für Michael Mronz persönlich, aber auch für den deutschen Sport, der damit im internationalen Netzwerk noch besser vertreten ist“, ließ Weikert mitteilen. Der DOSB hofft auf Einfluss im Weltsport, auch mit Blick auf eine Olympiabewerbung – für Mronz ein Herzensprojekt.
Der Ehemann des 2016 verstorbenen Spitzenpolitikers Guido Westerwelle (FDP) organisiert erfolgreich das Reit-Spektakel CHIO in Aachen. Mronz trieb zudem mit einer Privatinitiative in NRW Olympiapläne für 2032 voran und den DOSB vor sich her. Am Ende ließ auch er sich vom IOC und dessen intransparenter Vergabe an Brisbane düpieren. Auf der Suche nach einem Verantwortlichen beschuldigten sich Mronz, der DOSB und die Landespolitik gegenseitig.
Verziehen und vergessen, die handelnden Personen im DOSB haben längst ein anderes Parteibuch, gemeinsam mit Mronz träumen sie von Olympia 2036 oder 2040 in Deutschland. Rhein-Ruhr hat sein Interesse an einer Bewerbung hinterlegt. „Auf die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Thomas Weikert und dem Präsidium freue ich mich sehr“, sagte Mronz. „Gespannt“ blicke er „auf die bevorstehende Verantwortung und darauf, gemeinsam mit Britta Heidemann, dem internationalen Sport eine stärkere Sichtbarkeit zu geben“.
Denn darum geht es dem IOC: Mronz soll die Entscheidungen der Olympia-Besitzer in Deutschland vertreten. Darauf hat er in Mumbai einen Eid geschworen. Das schließt Lobbyarbeit für die Heimat nicht aus, siehe IOC-Vizepräsident John Coates (Australien) und Brisbane ‘32, doch zu große Hoffnung sollte der deutsche Sport nicht in Mronz’ Kontakte setzen. Die internationale Konkurrenz hat ihre Fäden längst gesponnen. Gastgeberin der jüngsten IOC-Sause war die indischen Milliardärin Nita Ambani, seit 2016 Mitglied im IOC. sid