München – Auf dem Rasen an der Säbener Straße wurde Thomas Tuchel in der vergangenen Woche gar nicht gesehen. Seine Profis waren auf der ganzen Welt verstreut, das Reha-Training der Angeschlagenen fand ohne ihn statt – und auch die ersten Teamtrainings von Manuel Neuer brauchten des Cheftrainer nicht zwingend. Allerdings musste der 50-Jährige nicht in der ersten Reihe stehen, um mitzubekommen, was seinen Club beschäftigt. Es war eine Menge – angefangen bei an ihn selbst adressierten Klartext seitens Uli Hoeneß bis hin zum Fall Noussair Mazraoui, der den Rekordmeister (siehe Seite 23) weiterhin begleitet. Und auch auf dem Platz lief nicht alles nur nach Plan.
Als Tuchel gestern um 10.30 Uhr den Trainingsplatz betrat, hatte er ein Lächeln im Gesicht, aber auch Sorgenfalten auf der Stirn. Denn zusätzlich zu den üblichen Abstellperioden-Themen wie Reisestress und Fitnesszuständen muss sich der Coach fünf Tage vor dem Topspiel bei Mainz 05 (Samstag, 18.30 Uhr) schon mit konkreten Baustellen in seinem ohnehin nicht sonderlich breit besetzten Kader auseinandersetzen. Da wären also nicht nur die späten Rückkehrer wie etwa Kingsley Coman, Harry Kane, Mazraoui, Mathys Tel und vor allem Minjae Kim, der als Letzter kommt. Sondern auch gebeutelte DFB-Stars, denen wie Kim höchstens zwei Einheiten vor dem Abflug am Freitag bleiben. Schon vor der US-Reise hatte Tuchel gesagt: „Sie sind am Donnerstag zurück und sitzen am Freitag im Flieger nach Mainz, sitzen am Montag im Flieger nach Istanbul, kommen am Mittwoch wieder zurück.“ Zeit für Regeneration bleibt nicht.
Der Blick geht da vor allem auf Joshua Kimmich, der den Übersee-Trip des DFB-Tross krankheitsbedingt abbrechen musste und mit Fieber, Schüttelfrost und Reizhusten in München landete. Auch gestern musste er noch pausieren. Der Husten ist zwar am Abklingen, aber wann genau Kimmich ins Mannschaftstraining zurückkehren kann, hängt von seinen Entzündungswerten ab´. Noch ist unklar, ob der Sechser gegen Mainz von Beginn an spielen kann. , Auch Matthijs de Ligt, der sich im Wettlauf gegen die Zeit befindet, steht unter Beobachtung.
Dem Niederländer ist bewusst, dass er zwingend gebraucht wird, weil Dayot Upamecano mit einer Muskelverletzung wochenlang ausfallen wird. In der Länderspielpause hat er nach Knieproblemen gute Fortschritte gemacht, wirkt zunehmend spritzig und dynamisch. Sollte er nach dem ersten Teamtraining beschwerdefrei bleiben, ist er eine Option für am Samstag. Er würde neben Kim beginnen . Zwar hätte sich der Südkoreaner zuletzt schon eine Pause gewünscht – aber Tuchel hat keine Wahl.
Komfortabler sieht es in der Offensive aus, wo Verkaufskandidat Eric Maxim Choupo-Moting gestern genauso wie Serge Gnabry mit dem Team trainierte. Und dann wäre da noch das Tor und die Manuel-Neuer-Frage. Kehrt er in Mainz zurück, wird sich zeigen, ob als Sorgenkind – oder Lichtblick.