Die Meldung hat natürlich irgendwann kommen müssen. Und es war auch keine echte Überraschung, dass sie aus Frankreich kam. ASVEL Villeurbanne hat einen kapitalen Fehlstart in die Euroleague hingelegt. Naheliegend, dass man auf der Suche nach Besserung neben den üblichen Verdächtigen wie Ex-Bayer Andrea Trinchieri auch bei Gordon Herbert nachfragt. Bei einem Mann, der gerade erst bewiesen hat, dass er spektakuläre Erfolgsmodelle bauen kann. Basketball Germany ist eine Marke geworden. In der NBA genauso wie bei Europas Topclubs in Mailand, Barcelona oder Istanbul, wo längst auch Deutsch gesprochen wird.
Doch es gibt einen feinen Unterschied zu Profis wie Dennis Schröder, Johannes Voigtmann, Oscar da Silva & Co. Gordon Herbert ist der Kopf eines Unternehmens. Ein Mann auf einer Mission, auf die er selbst seine Nationalspieler vor zwei Jahren eingeschworen hat. Der 64-Jährige hatte seinen Akteuren seinerzeit ein Bekenntnis für drei Jahre abverlangt, wie er unserer Zeitung erklärte. Für die Zeit mit Heim-EM, WM und Olympia. Weil er die Kontinuität für notwendig hielt um im größten Rampenlicht, das die Sportart zu bieten hat, bestehen zu können. Und was für die Schachfiguren gilt, das gilt für den Großmeister am Brett erst recht.
Und da ist es auch zweitrangig, ob Herbert auch jene gesundheitlichen Argumente noch im Hinterkopf hat, die einst zum Abschied von den Frankfurt Skyliners brachten. Die Antwort, die der Kanadier auf die Avancen aus Lyon gab, ist nur konsequent. Nein, er werde die Nationalmannschaft nicht verlassen, ließ er aus seinem Domizil in Finnland verlauten. Auch eine Doppelfunktion kommt nicht infrage. Ein Modell wie bei Sergio Scariolo, der zuletzt neben der spanischen Nationalmannschaf´t auch Virtus Bologna trainiert hatte, schließt der Deutsche Basketball Bund seit den Tagen von Dirk Bauermann als Bundes- und Bayerntrainer aus.
Doch es ist leicht zu erraten: Das Thema wird wiederkommen. Nach den Olympischen Spielen in Paris wird neben so manchem Spieler auch Herbert vor der Frage stehen, ob er sich nicht vielleicht doch noch einmal auf der schillernden Bühne des Club-Basketballs versuchen will. Die Offerten werden kommen. Und sicherlich nicht nur von schwächelnden Fehlstartern wie ASVEL Villeurbanne.
patrick.reichelt@ovb.net