Oscar, der Wunderknabe

von Redaktion

FORMEL 1 Der Australier Piastri (22) gilt als herausragendes Talent mit großer Zukunft

München – Formel-1-Fans haben ein feines Gespür für das Besondere. Beim Großen Preis von Japan zum Beispiel wählten sie weder Dominator Max Verstappen noch Jungstar Lando Norris oder Lichtgestalt Lewis Hamilton zum Fahrer des Tages. Der Ehrentitel ging an den jungen Australier Oscar Piastri! Weil der 22-Jährige erstmals in seiner Karriere ein F1-Podium erreicht hatte – und irgendwie auch, weil er Woche für Woche eine eiserne Regel bricht, die Alpha-Tauri-Teamchef und Nachwuchsexperte Franz Tost so formuliert: „Erst nach drei Jahren ist ein junger Fahrer normalerweise so weit, alles einigermaßen perfekt hinzubekommen. Umso größer ist deshalb die Leistung zu bewerten, die Pias-tri schon in seinem ersten Jahr abliefert.“

Der in Melbourne geborene Jungstar ist keine Glitzergestalt wie Hamilton, auch kein Showman wie Daniel Ricciardo. Piastri ist der Typ Bankmanager, für Farbtupfer sorgt eher seine Mutter Nicole. „Nette Arbeit heute“, schrieb sie im Internet und zeigte dabei den Japan-Pokal ihres Sohnes. „Heißt das jetzt, dass ich endlich die älteren Pokale entsorgen kann?“

Allein: Die Karriere von Supertalent Oscar war sorgsam geplant. Sein Manager ist Mark Webber (47), der Ex-Teamkollege von Sebastian Vettel (36). Er holte Piastri nach England, um ihn in Europa durch die harte Schule der Nachwuchsformeln zu schicken. Gleichzeitig ließ er ihn auf eine in England angesehene Technikschule gehen, wo er Grundlegendes zu Fahrzeugtechnik und Aerodynamik lernte. Eine seiner Klassenkameradinnen war dort übrigens Sara Frentzen, die motorsportaffine Tochter von Deutschlands Ex-Formel-1-Rennsieger Heinz-Harald.

Europa tat Piastri gut, in den Nachwuchsklassen war er nicht zu stoppen, trotzdem fand Webber 2022 kein Cockpit für seinen Wunderknaben. Alpine machte ihn zwar zum Ersatzfahrer, aber das war Webber nicht genug. Als Alpine zu lange zögerte, Pias-tri das in Aussicht gestellte Stammcockpit für 2023 zu geben, unterschrieb Webber bei McLaren, wo Webbers Le-Mans-Spezl Andreas Seidl das Sagen hat. Sky-Experte Ralf Schumacher ist sehr beeindruckt. „McLaren hat mit Norris und Piastri für die Zukunft sicher die beste Fahrerpaarung“, ist der ehemalige F1-Star überzeugt: „Piastri ist ein Supertalent. Es ist schon schwer genug, überhaupt Formel 3-und Formel-2-Meisterschaften zu gewinnen. Oscar gewann sie schon in seinem ersten Jahr.“

Mutter Nicole wird also noch viele ältere Pokale austauschen müssen, davon sind die Experten unisono überzeugt. Nicht nur wegen seines enormen Talents, sondern wegen seiner Einstellung, nie zufrieden zu sein. Manager Mark Webber sagt: „Seine Art, immer besser werden zu wollen und sich nie auf Erfolgen auszuruhen, erinnert mich extrem an Michael Schumacher.“

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