Wiedersehen bei der alten Liebe

von Redaktion

Jan und Ivana Jagla leben und arbeiten nun in Barcelona – am Freitag kommen die Bayern

VON PATRICK REICHELT

Barcelona – Von den Besuchern aus der alten Heimat hat Jan Jagla noch gar nicht viel mitbekommen. Der frühere Bayern-Profi war beruflich in Madrid gefragt. Doch das wird sich ändern, spätestens an diesem Freitag wird er beim Tross aus München vorbeischauen, der am Abend (20.30 Uhr) in der Euroleague beim FC Barcelona gefragt ist. Und das liegt nicht nur an der familiären Verbindung – Bayerns Basketball-Chef Marko Pesic ist Jaglas Schwager. Der 42-Jährige ist den Münchnern noch eng verbunden, bis vor wenigen Monaten ging er im BMW-Park selbst noch ein und aus.

Das ist nun anders. Seit dem Sommer ist er mit Ehefrau Ivana in Barcelona zu Hause. Das Paar zog in jene Wohnung oberhalb des Fußballstadions Camp Nou ein, die Familie Pesic schon seit Langem besitzt. Für die Jaglas ist die Stadt „eine alte Liebe“. Dort haben sich die beiden einst auch kennengelernt, als Jan das Trikot von Joventud Badalona Trug. Beide sprechen schon seit Längerem Spanisch, Ivana bereits seit Jugendzeiten fließend.

2,13-Meter-Riese Jan Jagla kann sich den Wohnort aussuchen, er ist ohnehin ein Reisender in Sachen Basketball. Für eine Londoner Agentur berät er junge Talente. Darunter auch den Bayern-Nachwuchs Martin Kalu. Zwei weitere seiner Schützlinge hat er in seiner neuen Wahlheimat – in der Nachwuchsabteilung des FC Barcelona untergebracht.

Beide werden im Club – wenn alles normal läuft – wohl bald öfter auf Ivana Jagla treffen. Sie soll beim FC Barcelona in den Trainerstab mit einsteigen. Die Tochter von Trainerlegende Svetislav Pesic war selbst einst in Spaniens erster Liga auf Korbjagd. Heute ist sie Mental- und Mobilitätstrainerin. Als solche hatte man sie in den vergangenen Spielzeiten auch bei den Bayern gesehen. Sie war die rechte Hand von Fitnesscoach Ivan Pijanec und mit ihm für den körperlichen und geistigen Zustand der Profis zuständig. Unter anderem bat sie die Spieler zu regelmäßigen Yoga-Einheiten. Gleiches wird sie demnächst wohl auch beim FC Barcelona machen, wo Vater Svetislav in seiner Karriere schon zweimal als Chefcoach unter Vertrag stand. „Es ist eigentlich beschlossen“, sagt Jan Jagla, „aber jetzt müssen immer noch ein paar Details geklärt werden.“

Immerhin droht zumindest an diesem Freitagabend noch kein Gewissenskonflikt. Wenn sich die Bayern in Teil zwei ihrer spanischen Woche am FC Barcelona versuchen. Die Katalanen hatten im Zuge der finanziellen Schieflage des Hauptvereins ihren Etat kappen müssen. Doch die großen Folgen blieben aus. Der erste Clasico in Spaniens Liga gegen Real Madrid ging zwar knapp verloren, ansonsten gab es bislang auch und gerade in Europa ausnahmslos glatte Siege. Unter anderem ein deutliches 77:68 beim Titel-Mitfavoriten Olympiakos Piräus. Jagla wundert es nicht: „Man muss das relativ sehen“, feixt er, „wenn Barca den Etat reduziert, haben sie immer noch mehr als die anderen.“

Und der sichtbare Effekt ist für Jan Jagla ein sympathischer. In Roger Grimau beorderte man einen jungen Coach aus dem eigenen Haus in die Verantwortung. Auch die Mannschaft, die unter anderem den langjährigen Superstar Nikola Mirotic verlor (Jagla: „Manchmal hat so etwas auch ganz gute Effekte auf eine Mannschaft“), ist jünger und spanischer. Doch Jagla verheißt dem neuen Barca für den Freitagabend den bislang größten Stresstest der noch jungen Saison in Europa. Auch die Bayern, denen im Sommer mit der Verpflichtung von Trainerstar Pablo Laso „ein richtig großer Coup“ gelungen ist, sind schließlich gut aus den Startlöchern gekommen. „Ich glaube, es wird ein enges Spiel“, sagt Jan Jagla.

Eine Partie, bei der Jan und Ivana natürlich mit von der Partie sind. Man hat es ja auch nicht weit, der Palau Blaugrana, in dem die Basketballer ihre Heimspiele austragen, ist nur einen kurzen Fußmarsch von der gemeinsamen Wohnung entfernt.

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