Barcelona – Man kann ja nicht behaupten, dass der FC Barcelona für die Basketballer des FC Bayern kein guter Gastgeber gewesen wäre. Der katalanische Traditionsclub ließ kostenlose Brezen im Palau Blaugrana verteilen. Kurz vor Spielbeginn stimmte ein Bläserquartett in Lederhosen Barcelonas Clubhymne an.
Damit freilich war es mit den Freundlichkeiten dann auch vorbei. Auf dem Feld watschte Barca den FC Bayern mit 98:59 (45:27) ab. Verbunden mit der Botschaft, dass die neu zusammengestrickten Münchner auf dem Weg unter die ganz großen der Königsklasse eben doch noch ein gutes Stück zu gehen haben.
Wobei: Was sich die Bayern in dieser noch jungen Saison ganz sicher nachsagen lassen müssen, das ist es vor allem dass man zu träge in die Spiele hineingeht. Schon bei Panathinaikos Athen hatte Bayern-Trainer Pablo Laso über einen 0:10-Start gewütet („Willkommen in der Euroleague!“). Und in Barcelona? Sah es noch schlimmer aus.
Viele hatten dem Eigentlich-immer-Favoriten der Euroleague ja nach leichter Budget-Korrektur weit zähere Zeiten vorhergesagt. Aber die „Blaugrana“ hielt bislang nicht allzu viel davon, sich ins Mittelfeld einzureihen. Das hat viel mit einem Mann zu tun, um den die Bayern vor Jahren nicht ganz umsonst auch schon gebuhlt hatten. Nicolas Laprovittola, der argentinische Kreativgeist, rauscht brennend heiß durch diese erste Saisonphase. Auch die Bayern, nach dem Sieg bei Baskonia Vitoria eigentlich auch selbstbewusst nach Katalonien gekommen, schauten erst einmal verdutzt zu. Zumal das ganze Barca-Team das Selbstbewusstsein des Anführers inhaliert zu haben scheint. Das Ergebnis: 45 Prozent Dreierquote im ersten Viertel. Ein 27:11 – harte Kost für die Gäste.
Denen damit wieder einmal nur eines blieb. In die Hände spucken und die Partie hineinarbeiten. Klappte ja zumindest kurzzeitig ganz ordentlich. Zumindest in der Defensive zogen die Bayern die Zügel an. Nicht zuletzt auch dank des nachgereisten Serge Ibaka, der Barcas NBA-Veteran Willy Hernangomez ein paar schöne Rätsel aufgab.
Aber Barcelona ist halt nicht Panathinaikos und so das reichte nur für ein paar respektable Minuten. Weil Barcelona den Münchnern vor allem in der Offensive schnell den Stecker zog. Es fehlte der Ideengeber. Auf Leandro Bolmaro hoffte man an dessen alter Wirkungsstätte vergebens. Zwei Punkte, eine Vorlage, war dessen ernüchternde Bilanz.
Aber es sprang halt auch niemand wirklich in die Bresche. Sylvain Francisco fiel nichts ein, seine ersten drei Punkte holte er allesamt von der Freiwurflinie. Auch Carsen Edwards knüpfte nach seinem Höhenflug im Baskenland wieder an den vermurksten ersten Saisonauftritten an. Dann war er vorbei, der fürchterliche Basketballabend. Und den Bayern blieb nur der kleine Trost, dass man über dieses Debakel nicht lange nachdenken muss. Schon am Sonntag (17 Uhr) ist man in der Heimat wieder gefragt. Dann geht es nach Crailsheim.