Der Traum von der 2:0-Führung

von Redaktion

Hinten stabil bleiben, vorne was wagen – so will Jacobacci die Torflaute der Löwen beenden

VON ULI KELLNER

München – Auswärts in Köln und in Saarbrücken, dazu die emotionalen Heimduelle mit Regensburg und Unterhaching. Ehe der Herbst sportlich ungemütlich wird, bietet sich dem TSV 1860 noch einmal die Gelegenheit, einen halbwegs entspannten Samstag zu erleben. Im SC Freiburg II kommt ein Lieblingsgegner der Löwen ins Grünwalder Stadion (14 Uhr). Die Bundesliga-Reserve der Breisgauer hat bisher immer brav die Punkte in Giesing gelassen, ohne selbst lästig zu werden. Das letzte Duell brachte einen 1:0-Heimsieg, das vorletzte gar ein Torfestival. Mit 6:0 siegten die Löwen im Corona-Herbst 2021 – ein Ergebnis, das wie aus der Zeit gefallen wirkt, nicht nur wegen der Begleitumstände (danach: harter Lockdown).

Sechs Tore in einem Spiel der Löwen? Davon kann das aktuelle Team nur träumen. Die letzten Resultate des Tabellen-14. lesen sich wie Totozahlen (2:0, 1:0, 0:1, 0:0, 1:1) – und ebenso kärglich war die Ausbeute in den bisherigen fünf Heimspielen: Nur einmal durften die Fans mehr als einen Treffer bejubeln, gleich am Anfang gegen Waldhof Mannheim (2:0). Danach lauteten die Ergebnisse: 1:2 gegen Lübeck und Aue (jeweils nach Führung), 1:0 gegen Verl (durch ein Eigentor) – gefolgt von einer Nullnummer gegen Dresden, die die aktuelle Tendenz präzise widerspiegelt. Hinten steht bei 1860 regelmäßig die Null, vorne allerdings auch.

Frage daher an Maurizio Jacobacci bei der Pressekonferenz vor dem Freiburg-Spiel: Ist die stotternde Offensive der Preis dafür, dass sein Team defensiv immer stabiler steht? Die Antwort des Trainers ist eine Absage an den reinen Catenaccio: „Ich erwarte, dass mit dem Ball besser und zielstrebiger nach vorne gespielt wird.“ Wobei spielen bedeute: die freien Räume suchen, viel laufen, sich dem Ballführenden anbieten: „Das alles gilt es zu berücksichtigen.“ Und nicht nur an Solospitze Joel Zwarts, sondern auch an die Spieler dahinter ergeht sein Appell: „Die Präsenz in der Box ist extrem wichtig – auch die Mittelfeldspieler müssen in die Box gehen wollen.“

Generell ist Jacobacci aber hochzufrieden, wie sich sein Team seit der Pleitenserie im Spätsommer präsentiert, auch zuletzt beim 1:1 in Münster. „Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen“, sagte er: „Wie sie reagiert hat auf gewisse Situationen – da sieht man, was für einen Charakter diese Mannschaft hat.“ Es sei „absolut nicht einfach“ gewesen, aus dem Jammertal mit den vier Niederlagen herauszukommen: „Da bin ich sehr stolz auf das Team. Wir haben schon einige Negativsachen miteinander erlebt, denn wenn man so viele Male mit 1:0 führt und dann nicht erntet, was man sät – das kann schon an der mentalen Verfassung nagen.“

Zu Jacobaccis Glück fehlt gerade nur ein überzeugender Heimsieg. David Richter, der starke Vertreter des verletzten Marco Hiller, soll hinten den Grundstein dafür legen. Und vorne? Da träumt nicht nur der Trainer von einer Rarität. „Ich hoffe, dass wir künftig die Spiele nach Hause bringen, wenn wir 1:0 führen.“ Oder noch besser: das 2:0 nachlegen. Vielleicht kehrt auch deswegen Fynn Lakenmacher in den Kader zurück – er war der letzte Löwe, der dieses Kunststück in einem Heimspiel fertigbrachte (gegen Mannheim).

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