Denver – Erstaunlich viel hat man diesen Sommer von Nikola Jokic gehört. Für gewöhnlich taucht der derzeit beste Basketballer der Welt in seiner Heimatstadt Sombor (Serbien) unter und lebt sein Leben unter Landsleuten. Ohne dass sie das in Amerika mitbekommen würden. Nach seinem ersten NBA-Titel drangen die Videos von Partys und Pferderennen sogar nach Denver durch. Typisch Jokic, der gerne damit kokettiert, dass Basketball ja nur sein Job ist.
In der Nacht auf Mittwoch (1.30 Uhr deutscher Zeit) muss er wieder auf Arbeit. Sein Team, die Nuggets, eröffnen die neue Saison in der NBA mit dem Heimspiel gegen die Los Angeles Lakers, bekommen davor ihre Meisterringe ausgehändigt. Eine uralte Tradition der nordamerikanischen Basketballliga. Danach werden die Nuggets wieder für Monate vom Radar verschwinden. So sind sie’s in den Rocky Mountains gewohnt. Obwohl sie nominell den besten Kader stellen, spricht man wieder mal über die anderen. Ein Schwenk auf die heißesten Storys des Sommers.
Sie haben ihn genauestens vermessen, vom Fuß bis zum Haaransatz, diesen Riesen. 7,35 Fuß oder 2,24 Meter ist Victor Wembanyama groß, Spitzname „Alien“ und das größte Basketballtalent seit LeBron James. In der Talentschau, der NBA-Draft, zogen ihn in die San Antonio Spurs an erster Stelle. Allerorten raunte es, mann, schon wieder die Spurs und ihr Dusel. Mit David Robinson (1987) und Tim Duncan (1997) hatte der unscheinbare Club aus Texas davor schon zwei Superstars zugelost bekommen. Sie begründeten die Basketball-Dynastie der Spurs mit insgesamt fünf Meisterschaften. Und nun auch noch Victor Wembanyama, der wie gemacht ist für San Antonio. Er ließ sich schon mit Cowboy-Hut in den Restaurants der Stadt blicken und verzückte die Fans auch auf dem Feld.
Bei den ersten Vorbereitungsspielen gelangen ihm Dunkings, Blöcke und Körbe, wie man sie noch nicht gesehen hat. Wembanyama ist die größte Attraktion der NBA, ein Unikum, das es zu bestaunen gilt. Auch wenn die Spurs in seinem ersten Jahr noch nicht um die Playoffs mitspielen – der Hype, der sie und Wembanyama umgibt, hat Texas längst erreicht.
Er hat’s schon wieder getan, dieser James Harden. Zum dritten Mal forderte der Basketballstar öffentlich einen Transfer. Obwohl er noch in Philadelphia unter Vertrag steht. In Houston (2021) und Brooklyn (2022) kam man seinen Wünschen direkt nach und tauschte ihn weiter. Aber nicht in Philadelphia. Dort führt Daryl Morey die Geschäfte, sein ehemals größter Unterstützer. Aber die Zeiten der zärtlichen Zweisamkeit sind vorüber. Harden nannte den Manager öffentlich einen Lügner, weil der seinen Vertrag nicht verlängern wollte (wie offenbar unter der Hand versprochen). Seitdem herrscht kalter Krieg.
Morey würde ihn gerne loswerden, aber nur für entsprechenden Gegenwert. Harden wiederum will schnellstmöglich weg aus Philly. Das Problem: Lebemann Harden, Stripclub-Dauergast und ehemals MVP der NBA, hat seinen Zenit überschritten und will viel Geld. Welcher Club sich das antut? So lange schmollt er in Philadelphia und bleibt eine tickende Zeitbombe für den Mit-Favoriten.
Giannis Antetokounmpo hat gebettelt – und bekommen, was er verlangte. Der Superstar der Milwaukee Bucks sehnte sich nach einem zweiten Star, um die Chancen auf den zweiten Meistertitel zu erhöhen. Siehe da, die Bucks haben ihn geangelt. Mit Damian Lillard kommt einer der profiliertesten Scharfschützen der Liga via Tauschgeschäft aus Portland. Offensiv dürfte das neue Traumduo so manche Bestmarke brechen.
Blöd nur, dass die Bucks mit dem Transfer unwissentlich den größten Rivalen im Osten, die Boston Celtics, stärkten: Verteidigungsspezialist Jrue Holiday schickten sie im Lillard-Paket gen Portland. Die Trailblazers tauschten ihn direkt weiter nach Boston. Die Celtics akquirierten damit das passende Gegengift zu Lillard. Die ganze Liga erwartet nun ein Duell der beiden Teams um das Finalticket im Osten.
Vielleicht waren’s nur Randnotizen, weil die Themen trocken sind. Aber sie enthalten Sprengkraft. Liga und Spielergewerkschaft haben einen neuen Vertrag geschlossen. Die wichtigsten Ergebnisse, die durchaus vieles verändern können: Eingeführt wird eine deutlich strengere Gehaltsobergrenze (nächste Saison bei 182,5 Millionen Dollar).
Wer sie übersteigt, darf unter anderem keine Draftrechte der Zukunft mehr weggeben, bestimmte Spieler nicht mehr verpflichten und muss horrende Strafen zahlen. Zudem blutet die NBA-Mittelklasse aus, weil sie unter den neuen Regularien weniger verdient. Zuletzt führt die Liga ein Turnier im Pokal-Format ein. Steigt im November und Dezember. Der Preis: Cash für die Profis des Siegers.