Fans gehen die Extrameile

von Redaktion

Münchens Rückkehr aus dem „kleinen Loch“

VON GÜNTER KLEIN

München – Die Stimmung war ausgelassen nach dem 5:1-Sieg des EHC Red Bull München im Nachbarschaftsduell mit den Augsburger Panthern, die Spieler ließen sich ihre Kinder aufs Eis reichen. Und man war versucht, die heimelige Familienzusammenführung so zu kommentieren: Ganz schön groß geworden ist er, der Nachwuchs, seit es in der Olympia-Eishalle zuletzt einen so gelösten Ausklang eines Abends gab.

Sechs Spiele hatten am Stück hatten die Münchner verloren, vier in der Deutschen Eishockey Liga (DEL), in der sie Richtung Playoff-Qualifikationsstrich abglitten, zwei in der Champions League; Tore gelangen kaum noch, zweimal auf dieser Strecke sogar gar keines. „Wir haben uns selber ein kleines Loch gegraben“, blickt Stürmer Nico Krämmer zurück auf die triste Phase, „je tiefer du das Loch gräbst, desto mehr individuelle Fehler passieren.“

Wie seine Mannschaft aus diesem Loch kam, das noch ein Stück verschlingender anmutete, als auch das Spiel gegen Augsburg mit einem frühen Rückstand begann, erläutert Trainer Toni Söderholm. Ihm gingen einige Begriffe durch den Kopf: „Entschlossenheit. Eine gewisse mentale Stärke. Wir haben einen Schritt im Siegeswillen gezeigt.“ Sein Ziel in der Arbeit der vergangenen Wochen: „Auf keinen Fall wollten wir auseinanderbrechen.“ Unter den Möglichkeiten „Pessimistisch und sauer sein“ und „Auf der positiven Schiene bleiben“ entschied er sich für den zweiten Ansatz, „denn trotz unserer Niederlagen haben wir Positives gesehen“. Es wurde intensives Videostudium betrieben, Söderholm sprach auch „die passive Abwehrarbeit“ an.

Am Sonntag half dem EHC die Atmosphäre in der erstmals diese Saison ausverkauften Halle (5728). „Die Fans sind die Extrameile gegangen“, lobte er, „und der Dank geht auch an die Auswärtsfans.“

Was den emotionalen Tag abrundete: Es trafen auch zwei Stürmer, die sich zuletzt schwergetan hatten: Austin Ortega und der doppelt erfolgreiche Chris DeSousa. „Chris“, witzelte Söderholm, „hat heute einen Schnurrbart gezeigt, der ihn vom Gesicht in die Nähe von Auston Matthews puscht.“ Ein Gag für Eishockey-Kenner: Matthews (26) ist einer der Topstars der NHL, die Tormaschine der Toronto Maple Leafs, Nummer-eins-Draftpick der besten Liga der Welt im Jahr 2016. Eine andere Welt.

Die des EHC München war am Sonntag mal wieder in Ordnung. Allerdings muss sich weisen, ob das Team den Schalter mit diesem einen Spiel umgelegt hat. Söderholm gab zwei Tage frei – was besonders Nico Krämmer freute: „Dann kann ich meinen Geburtstag mit der Familie feiern.“

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