München – Olympiasieger Alexander Zverev hat Kritik am straffen Terminkalender auf der Tour der Tennisprofis geübt. „Seit zehn Jahren sprechen wir darüber, wie wir die Saison kürzer machen können. Nur: Das Gegenteil passiert, die Saison wird länger, wir haben mehr Turniere über zwei Wochen“, sagte Zverev bei Eurosport im Vorfeld des ATP-Turniers in Wien. „Der Terminkalender ist voll und viele Topspieler treten gar nicht mehr bei allen Masters an, weil sie es nicht aushalten“, führte der 26-Jährige aus: „Meiner Meinung nach stimmt da die Richtung nicht.“
Vergangenes Jahr hatte Zverev Mitte Dezember an einem umstrittenen Einladungsturnier in Saudi-Arabien teilgenommen. Er selbst kam damals aus einer langwierigen Verletzung zurück, die Duelle mit vielen anderen Topstars, die ihre Saison für das nötige Kleingeld verlängerten, wusste er damals durchaus zu schätzen. 2019 hatte der Deutsche zudem zusammen mit dem Schweizer Roger Federer von Mitte bis Ende November eine Promotion-Tour in Südamerika gespielt.
Ob er das vergessen hat? Wie dem auch sei. Mit seiner Entwicklung kurz vor dem Ende der Comeback-Saison nach der schweren Knöchelverletzung im Sommer vergangenen Jahres zeigte sich Zverev zufrieden. „Wenn ich nach so einer Verletzung die ATP Finals in Turin erreichen und das Jahr in den Top 8 beenden kann, dann war es eine gute Saison“, sagte er. Er habe zwar keines der größeren Turniere gewonnen, aber „im Großen und Ganzen kann ich zufrieden sein“.
Im Rennen um die Teilnahme an den ATP-Finals (12. bis 19. November) liegt Zverev trotz einiger Rückschläge in den vergangenen Wochen derzeit auf dem siebten Rang – und gibt sich zuversichtlich, beim Abschluss der Tennissaison als einer der Top-Acht-Spieler aufschlagen zu können. „Ich habe etwas Abstand zu den anderen dahinter. Lieber bin ich in dieser Position als anders herum“, sagte der Hamburger.
Auf dem angestrebten Weg nach Turin tritt Zverev ab Montagabend beim ATP-Turnier in der österreichischen Hauptstadt an. Dort trifft er zum Auftakt auf den Österreicher Sebastian Ofner.
Im kommenden Jahr hat der 26-Jährige vor allem in Paris viel vor. Zverev könnte sich wie Basketball-Weltmeister Dennis Schröder sehr gut vorstellen, bei den Sommerspielen 2024 die deutsche Fahne zu tragen. „Vor allem auch wegen Tokio ist Paris ein Riesenziel für mich. Dort möglicherweise der Fahnenträger zu sein, das wäre etwas Besonderes“, sagte Zverev im Eurosport-Interview. „In Paris dabei zu sein, wieder um Gold mitzuspielen, das ist ein großer Traum, der hoffentlich für mich in Erfüllung geht.“ Zverev holte 2021 in Tokio als erster deutscher Tennis-Profi Olympia-Gold im Einzel. mm, dpa, sid