Istanbul – Als die Aufstellung des FC Bayern gestern Abend öffentlich wurde, herrschte rund um den „Rams Park“ noch heilloses Verkehrschaos. Nichts ging mehr, das ist so in einer Metropole mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, es lag aber auch daran, dass der Bus des Rekordmeisters freie Fahrt haben sollte. Die Polizei sperrte ab, alle standen – nur das Team von Thomas Tuchel gab Gas. An Bord gerade mal 18 Spieler, unter ihnen auch Noussair Mazraoui, ausgestattet mit grünem Licht für die Startelf. Denn er hatte auch in der Reha Vollgas gegeben.
Bis aufs Äußerste hatte die medizinische Abteilung die Beschleunigung des Genesungs-Prozesses nach Muskelverletzung ausgereizt – erfolgreich. Denn Tuchel musste so seine Formation nicht mangels Alternativen in ein 4-1-4-1 wechseln, sondern konnte bei seinem 4-2-3-1 bleiben. Mazraoui kam auf seiner angestammten Position auf der rechten Abwehrseite zum Einsatz und brachte somit die 90 Minuten hinter sich, die irgendwann hatten kommen müssen. Er machte seine Sache nicht allzu auffällig, sondern glich sich dem unterdurchschnittlichen Niveau seiner Mitspieler an. Der erste Gala-Freistoß nach 30 Sekunden ging auf die Kappe des Marokkaners, auch danach war er nicht immer sattelfest.
Neben dem Platz wird er weiter im Fokus stehen. Wie der Sportverband Makkabi Deutschland gestern nämlich in der FAZ ankündigte, möchte er sowohl Vertreter des FC Bayern als auch Mazraoui selbst zu einem Gespräch treffen. „Das, was bisher geschehen ist, ist nicht des FC Bayern würdig“, sagte Präsident Alon Meyer und erklärte: „Man kann nicht auf der einen Seite sagen, wie stark die Verbindung zwischen dem FC Bayern München und der israelischen Gemeinde ist und dann so handeln.“
Bayern Chef Jan-Christian Dreesen machte Mazraoui dann auch zum Thema seiner Rede auf dem Bankett. „Wir möchten das Thema nicht aussparen. Das beschäftigt un“, sagte er, „Wir wollen unseren Spieler Nassouir Mazraoui natürlich voll in unsere Mannschaft integrieren. Es wird weitere Gespräche geben.“ HANNA RAIF