Berlin – Es war eigentlich alles bereit für den Wendepunkt beim kriselnden 1. FC Union Berlin. Vor mehr als 72 000 Menschen im Berliner Olympiastadion, mit einer starken Leistung gegen den italienischen Meister SSC Neapel hätte die Niederlagenserie endlich enden sollen. Stattdessen setzte es den nächsten Wirkungstreffer. „Wenn ich sehe, was die Mannschaft aufgewendet hat, mit welcher Leidenschaft sie gespielt hat, dann ist es wirklich brutal“, sagte Trainer Urs Fischer nach dem 0:1, der neunten Union-Pleite in Folge. Am Samstag in der Bundesliga bei Werder Bremen lastet ein heftiger Erfolgsdruck auf der Mannschaft – und auch auf ihrem Trainer.
Robin Gosens wirkte nach dem Spiel wie paralysiert, andere Spieler machten ihrem Frust anders Luft. David Fofana verweigerte Fischer nach seiner Auswechslung den Handschlag (er entschuldigte sich später dafür). Italiens Europameister Leonardo Bonucci, der seit der Rückkehr von Robin Knoche, die Bank drückt, wählte den Weg über italienische Medien. Noch während des Spiels hatte Transfer-Experte Fabrizio Romano berichtet, dass der 36-Jährige äußerst unzufrieden sei und mit Fischer über seine Situation reden möchte. „Natürlich ist er unzufrieden. Ich hoffe, dass alle meine Spieler unbedingt spielen wollen“, sagte der Trainer dazu. Auch Bonucci schickte später noch eine versöhnliche Botschaft über die sozialen Medien: „First of all the Team!“ (deutsch: An erster Stelle die Mannschaft), schrieb er bei Instagram zu einem Bild seiner Mitspieler im Kreis.
„Wichtig ist für uns, dass wir endlich mal in der Bundesliga ankommen“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. Das sei schließlich das Kerngeschäft des Clubs. Deswegen wird das Spiel in Bremen auch deutlich ausschlaggebender für die Zukunft von Fischer sein.
Die Niederlage gegen Neapel wurde von den Köpenickern zum Mutmacher umgedeutet. „Wenn wir so weitermachen, ist es für mich nur noch eine Frage der Zeit, bis wir wieder gewinnen werden. Wenn du gegen Weltklassemannschaften wie Neapel so auftrittst, werden wir irgendwann mal wieder die Punkte holen“, sagte Trimmel.
Unions Führungsspieler stärkten Fischer erneut den Rücken. Der Schweizer erreiche die Mannschaft immer noch, so Trimmel. „Man sieht es ja. Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Man sieht es in der Art und Weise“, sagte er. Khedira lobte: „Er ist immer bei sich geblieben, immer demütig. Er ist immer sachlich in der Analyse.“ Es helfe nichts, die Situation schönzureden. „Du musst arbeiten, die Schnauze halten und es auf den Platz bringen.“ dpa