München – Am Freitagabend (19.30 Uhr) muss der EHC Red Bull München bei den Kölner Haien antreten, wo gerade eine Eishockey-Euphorie nie da gewesenen Ausmaßes herrscht. Über 18 465 Menschen verfolgten am Mittwoch das DEL-Spiel gegen Schwenningen (3:1). Die Münchner haben diese Saison schon ihre Köln-Erfahrung gemacht: Am zweiten Spieltag waren sie vom eigenen Eis gefegt worden – 2:5.
Nun steht der 14. Spieltag an, die Haie sind nicht ganz so resolut über die Liga gerollt, wie das zunächst den Anschein hatte (sie stehen auf Platz fünf), doch einer hat alle Versprechen eingelöst: Maxi Kammerer. Der 27-jährige Stürmer scorte an besagtem zweiten Spieltag und an allen danach. Da er die vergangene Saison auch schon mit einem „streak“, einer Serie, hatte ausklingen lassen, steht er nun bei 16 Partien, in denen er immer mindestens ein Tor erzielte oder eines vorbereitete. Gegen Schwenningen erledigte er seinen Job zeitig: Vorlage zum 1:0, Tor zum 2:1. In der Statistik, die die Deutsche Eishockey Liga seit ihrer Gründung 1994 führt, ist er bei den „scoring streaks“ Allzeit-Neunter, zum Spitzenreiter Peter Draisaitl, Vater von NHL-Star Leon, fehlen noch fünf Spiele, in denen er punktet.
„Ich denke da gar nicht dran“, verneint er Ambitionen in Richtung eines persönlichen Rekords. Doch der Kölner Teamkollege Nick Bailen meint: „Maxi ist ein sehr guter Stürmer, wir schauen, dass wir weiterhin die Scheiben auf ihn bringen.“
Wäre Maxi Kammerer, dessen Vater Axel (59) Nationalspieler war und derzeit wieder seinen Heimatverein Bad Tölz in der Oberliga coacht, nicht einer für den EHC München? Er war schon da – aber ohne die Ambition zu bleiben. Mit 17 spielte Kammerer junior fürs legendäre kanadische Junioren-Team Regina Pats, bekam für 2014/15 wegen der strikten Ausländerregelung aber kurzfristig keinen Vertrag mehr. Also spielte Kammerer ein Überbrückungsjahr in der Red-Bull-Akademie, die damals gegen russische Teams antrat. Die Bilanz (13 Scorerpunkte in 35 Matches) war überschaubar. Danach der Wechsel zur Düsseldorfer EG, ein weiterer glückloser Versuch in Amerika (Hershey Bears/2018/19), Rückkehr ins Rheinland, 2021 ging es von der DEG nach Köln.
Vor zwei Jahren gab es schon München-Mutmaßungen. Bei einer Manager-Tagung giftete Niki Mondt (Düsseldorf) den Münchner Kollegen Christian Winkler an, die prekäre Lage in der Corona-Krise mit einer Verlockung für Kammerer auszunutzen. Es war ein falscher Verdacht. Kammerer ging zu den Haien und ist für den EHC nicht greifbar. Sein Vertrag läuft bis 2025. GÜNTER KLEIN