München – Nun nimmt sie also ihren Anfang, die neue Volleyball-Bundesliga. Dank einer Initiative der Liga-Zentrale mal wieder mit zwölf Teams. Gleich drei davon kommen aus der Region.
Die WWK Volleys Herrsching gehen in ihre zehnte Spielzeit im deutschen Volleyball-Oberhaus. In der Jubiläumssaison wollen die Ammerseer endlich das Sehnsuchtsziel Playoff-Halbfinale erreichen. Und auch im DVV-Pokal darf es gerne mal mehr sein als die Runde der letzten vier. Die Ammerseer starten mit einem Auswärtsspiel bei den Baden Volleys Karlsruhe (Samstag, 20 Uhr) in die Saison, danach gastieren binnen fünf Tagen die Topteams aus Lüneburg (1. November) und Berlin (6. November) im heimischen BMW Park. Apropos BMW Park: In dieser Saison werden die Herrschinger auch dreimal in ihrer alten Heimat am Ufer des Ammersees aufschlagen. Diesen Deal handelte Geschäftsführer Max Hauser mit den VBL-Verantwortlichen aus.
Der enttäuschende Auftritt beim Bounce House-Cup, insbesondere die desaströse Niederlage gegen Aufsteiger Freiburg, wurde unter der Woche aufgearbeitet. Bei der Generalprobe in Hildesheim fehlten Cheftrainer Thomas Ranner mit Diagonalangreifer Filip John und Zuspieler Eric Burggräf krankheitsbedingt zwei hoch eingeschätzte Spieler. Zuletzt n Düren spielten beide Akteure auf ihren Positionen eher die zweite Geige, in Herrsching sollen sie Führungsspieler sein. Neben den beiden Ex-Dürenern lotsten Geschäftsführer Max Hauser und sein Team noch sieben weitere neue Akteure an den Ammersee (u. a. Außenangreifer Theo Timmermann aus Königs Wusterhausen). Aus der vergangenen Saison sind nur noch Libero Lenny Graven, Zuspieler Severin Brandt, Jonas Kaminski und Dorde Ilic verblieben. Der serbische Mittelblocker Ilic und Diagonalangreifer Kaminski sind nach dem Karriereende von Kult-Libero Ferdinand Tille nun die beiden dienstältesten Akteure im Kader. Seit 2019 spielen beide in Herrsching.
Zurück am Ammersee ist Eigengewächs Laurenz Welsch. Der 20-jährige Außenangreifer war ein Jahr an das Nachwuchs-Projekt VCO Berlin ausgeliehen, wo er Bundesligaerfahrung sammeln konnte.
Einem schweren Saisonstart blickt der TSV Haching München entgegen. Und das nicht nur, weil das Team am Sonntag (15 Uhr) gleich zum Vorjahresdritten aus Düren muss. Die Hachinger haben einen kräftigen Umbruch hinter sich: Dem rumänischen Trainer Bogdan Tanase folgte dessen Landsmann Mircea Dudas. Acht Spieler sind zwar geblieben, doch von den fünf Neuzugängen dürften vier in der Startformation zu finden sein. Immerhin bringen der US-Außenangreifer und neue Kapitän Austin Matautia (25) sowie der spanische Mittelblocker Ruben López García (24) dringend benötigte Erfahrung ins junge Team.
Auch auf den norwegischen Außenangreifer Lars Kristian Ekeland (20) hält Coach Dudas große Stücke: „Er kann einen großen Unterschied machen.“ Doch Ekeland fehlte zuletzt wegen Rückenproblemen und Krankheit mehrere Wochen, ebenso Diagonalspieler Juro Petrusic, der zum Start auch noch nicht fit sein wird. Die Vorbereitung stockte zuletzt auch aufgrund anderer Ausfälle, das logische Resultat war der letzte Platz des letzten Aufgebots beim Bounce House Cup, der Liga-Generalprobe.
Dennoch formuliert Mittelblocker-Talent Daniel Günther ein klares Ziel: „Wir wollen in die Playoffs.“ Dazu müssen die Hachinger vier Teams hinter sich lassen, somit ihre Siegquote deutlich steigern: Viermal gewannen sie in der vergangenen Saison, gar nur einmal im Jahr davor. Erfolgserlebnisse seien ohnehin dringend notwendig, hat Günther nach der Niederlagenserie beim Bounce House Cup festgestellt: „Ich merke bei den Neuen, die das vom letzten Jahr nicht so kennen: Die Motivation schwindet ein bisschen.“
Ein bisschen mitverantwortlich dafür ist auch der ASV Dachau. Der Aufsteiger deutete Haching München beim Spektakel in Hildesheim durch den 3:2-Erfolg schon einmal an, dass er sich sportlich in der Region keineswegs hinten anzustellen gedenkt. Und es liegt ja auch in der Natur der Sache, dass man im Münchner Norden in größeren Dimensionen denkt. „Irgendwann, mittelfristig“, so sagt Teammanager Raiko Worf, will man wieder ranschmecken an die großen Zeiten, als Dachau noch den Ton im deutschen Volleyball mit angab.
Doch das ist, und das weiß man auch beim ASV, noch ein weiter Weg. Kurzfristig will man einfach Fuß fassen auf der Bühne, auf der man über zwei Jahrzehnte gefehlt hatte. Vielleicht ranschmecken an die Top-8, an die Playoffs. Wobei der durch eine Sonderregel der Deutschen Volleyball Liga für zwei Jahre vor dem Abstieg geschützte Ex-Meister erst einmal auf organisches Wachstum setzt. Trainer Patrick Steuerwald baut auch im Oberhaus auf Volleyball der Marke Dachau. Auf Eigengewächse, auf den Stamm des Teams, das den Verein im Vorjahr nach oben bugsierte.
Vier Neue kamen an Bord, darunter auch der Bundesliga-erfahrene 2,08-Meter-Riese Iven Ferch, der von Nachbar Herrsching in den ASV-Mittelblock wechselte. Als „echten Königstransfer“ sieht Worf aber die Einigung mit Angreifer Simon Gallas. Der 22-Jährige spielte in der Vergangenheit in Bühl auch schon auf höchstem Niveau. Zuletzt hatte er sich im Trikot der University of Southern California durch den US-Hochschulsport geschmettert, von wo er uns „zugeflogen ist“, wie Worf sagte. Viel Zeit, sich zu finden, haben die Dachauer jedoch nicht. Gleich zum Aufakt am Samstag (17 Uhr) kommt Mitaufsteiger Bitterfeld-Wolfen in die Scherer-Halle.
DIRK SCHIFFNER, UMBERTO SAVIGNANO, PATRICK REICHELT