Newcastle – Am Ende erlaubte das britische Schmuddelwetter sogar noch einen helleren Blick auf den rauen Charme Newcastles: Nach 48 Stunden Dauerregen riss über der englischen Ostküste der Himmel auf. Die Profis von Borussia Dortmund waren ohnehin heiter – in königlicher Laune flogen Matchwinner Felix Nmecha und die anderen nach Hause. Ein lange ersehnter Statement-Sieg hat die knifflige Champions-League-Gruppe wieder komplett geöffnet.
„Jetzt können wir es in unseren Heimspielen selbst regeln“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, euphorisch fragte er: „Was gibt es Geileres?“ Mit Mut, Widerstandskraft und ein bisschen Glück hatte der in der Bundesliga überzeugende BVB auch endlich internationale Klasse nachgewiesen. Im Vergleich zum hyper-ängstlichen Auftritt bei Paris St. Germain (0:2) war dies eine andere Welt.
Kehl sprach im wunderbar stimmungsvollen St. James’ Park wie befreit. „Wir sind noch lange nicht durch. Aber der Sieg tut richtig gut in dieser Gruppe“, sagte er, „der wird uns helfen, weiter zu wachsen. Ich bin sehr hoffnungsfroh.“ Auch der Dank an die Querlatte fehlte nicht: Die hatte neben dem überragenden Torhüter Gregor Kobel in der Schlussphase gleich zweimal gerettet.
Spieler des Abends aber war ein bescheidener, ruhiger junger Mann, der turbulente Wochen hinter sich hat. Der BVB hatte die Verpflichtung von Felix Nmecha durchgezogen, obwohl dieser bei Instagram sehr fragwürdige Inhalte geteilt hatte – der Nationalspieler zahlt nach „steinigem Start“ (Trainer Edin Terzic) Vertrauen zurück und wird stetig besser.
Sein „Vertrauen in Gott und Jesus“ habe ihn durch die schwierige Anfangszeit getragen, sagte Nmecha, dessen erstes BVB-Tor (45.) zum perfekten Zeitpunkt gekommen war. „Ich weiß, ich habe die Qualität. Ich versuche, mich nicht zu sehr zu stressen, und bin sehr happy“, sagte der 23-Jährige.
Wer die anderen über ihn reden hört, kann erahnen, welches Potenzial noch in ihm steckt. „Er ist ein super herzlicher Mensch, hat meistens ein Lachen im Gesicht“, berichtete Kobel. Und sportlich? „Er ist groß, schnell, explosiv, springt hoch – je mehr Spiele er auf diesem Level macht, desto besser wird er. Er hat noch viel Luft nach oben.“ Terzic nannte Nmecha jetzt schon „brillant“.
Generell scheinen sich beim BVB inzwischen die Einzelteile zu einem größeren Mosaik zu fügen. Es macht klick. Wie der angeschlagen ausgewechselte Emre Can („Nicht so schlimm“) fightete, wie Nico Schlotterbeck vor dem Siegtor rigoros den Ball eroberte, wie Marcel Sabitzer das Spiel lenkte – das war endlich das lange vermisste Ausrufezeichen.
In zehn Tagen kommen die Bayern, in der Champions League geht es weiter, im Pokal wartet Hoffenheim. Kehl: „Die Dinge greifen.“ sid