München – Vier der fünf Teams, gegen die 1860 in dieser Saison siegte, haben etwas gemeinsam: Duisburg, Freiburg, Halle und Mannheim belegen aktuell die hintersten Plätze der Tabelle. Das fünfte Löwen-Opfer war Verl (12.), das sich durch ein Eigentor selbst besiegte. Eher nicht so gut lief es für 1860 gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte, ob das Aue war, Ingolstadt (jeweils 1:2), Ulm (0:1) oder Dresden (0:0).
Die nächsten Partien werden daher zum Gradmesser: Können die Löwen auch gegen besser gestellte Teams gewinnen? Haben ihnen die zuletzt ordentlichen Ergebnisse so viel innere Stärke gegeben, um auch bei Viktoria Köln (8.) und am Samstag darauf gegen Jahn Regensburg (2.) zu bestehen? Der Trainer gab darauf eine wohlüberlegte Antwort. „An einem guten Tag können wir sicher gegen jedes Team gewinnen“, sagte Maurizio Jacobacci. Rhetorische Pause. Dann der einordnende Nachsatz: „Wir können aber auch gegen jeden Gegner verlieren.“
Noch scheint der Coach dem zarten Aufwärtstrend (kaum noch Gegentore und Niederlagen) nicht zu trauen. Vor allem misstraut er aber der Stimmung rund um den Verein, die keine Grautöne kennt. „Ich weiß, dass hier bei 1860 München alles sehr schnell geht“, sagt der Italo-Schweizer: „Entweder bist du top – oder flop.“ Noch, betonte er, sei seine neu zusammengestellte Mannschaft kein Spitzenteam: „Wir tun gut daran, bodenständig zu bleiben – und demütig.“
Und trotzdem: Mit Blick auf den Gegner am Samstag wies Jacobacci geschickt darauf hin, dass er die Löwen allen Widrigkeiten zum Trotz in eine gute Ausgangslage gebracht habe. „Für mich ist Viktoria Köln einer der Favoriten auf den Aufstieg – und diese Mannschaft hat im Moment gleich viele Punkte wie wir (17/d. Red.).“ Auch an dieser Stelle ließ der 60-Jährige einen hintersinnigen Nachsatz folgen: „Was nicht heißen soll, dass wir auch aufsteigen können.“ Um das zu schaffen, brauche es mehr. Nämlich: „Kontinuität – und viel, viel mehr Ruhe.“
Jacobacci weiß: Nur sportliche Erfolge sind in der Lage, die explosiven vereinspolitischen Themen halbwegs unter dem Teppich zu halten. Aktuell erfährt die leidige Sportchef-Debatte eine neue Dynamik. Gefunden ist weiterhin keiner, aber nachdem Saki Stimoniaris im Sommer für den Aufsichtsrat erklärt hatte, man sei sich einig, einen Gorenzel-Nachfolger ohne Geschäftsführerkompetenzen zu suchen, überraschte nun Vizepräsident Heinz Schmidt mit der Aussage, er sehe das anders – „wie der gesamte Verein“. Im Interview mit dem Wochenanzeiger fuhr Schmidt weitere harte Geschütze auf, indem er behauptete, Personalvorschläge des e.V. seien von der Ismaik-Seite des Blockierens wegen blockiert worden. Schmidt: „Von einem Vertreter unseres Mitgesellschafters wurde mir persönlich erklärt, es wäre völlig unerheblich, welchen Namen der Verein in den Ring wirft. Sobald öffentlich klar sei, es handelt sich um einen Kandidaten des Vereins würde ihn HAM, unabhängig von der Qualifikation, kategorisch ablehnen.“
Wohl auch in der Ahnung, dass das Thema neue Unruhe birgt, hält Jacobacci den Ball weiterhin betont flach. „Wir müssen Schritt für Schritt arbeiten“, betonte er: „Und frühestens am Ende der Hinrunde dürfen wir dann auch mal auf die Rangliste schauen.“