Wenn Manuel Neuer am Samstag gegen Darmstadt endlich wieder zwischen den Pfosten des FC Bayern steht, endet eine rund zehnmonatige Leidenszeit. Für den Club – weil der Torhüter-Platzhirsch den Münchnern mit seinem privaten Skiunfall und dem daraus resultierenden offenen Unterschenkelbruch bei der Ersatzsuche über zwei Transferperioden gewaltig in die Zwickmühle gebracht hatte. Für die Mannschaft – weil mit Neuer ausgerechnet im titelentscheidenden Frühjahr ein sicherer Rückhalt und vor allem eine wichtige Führungspersönlichkeit in der Achse weggebrochen war. Für Neuer selbst– weil er sich nach der schwersten Verletzung seiner Karriere zurückkämpfen musste. Wieder einmal.
Experten schreiben ihn ab. Ex-Keeper Toni Schumacher rät dem mehrmaligen Welttorhüter sogar, er solle aus der Nationalmannschaft zurücktreten, weil er bei der Heim-EM nächstes Jahr nur die Nummer zwei hinter Marc-André ter Stegen sein werde. Ich bin mir sicher: Neuer wird es auch mit 37 Jahren allen Kritikern zeigen. Wie nach seinen vorherigen Langzeitpausen. Bayern-intern heißt es, Neuer sei eine Maschine. Im Training hinterlässt er einen Topeindruck. Sein Weg zurück – eine brutale Leistung aus mentaler und physischer Sicht.
Von außen betrachtet war der Rehaprozess eine Achterbahnfahrt, inklusive Bayern-Aus seines Torwart-Trainers und Freundes Toni Tapalovic. Die Comeback-Prognosen verschoben sich. Neuer blieb geduldig. In seinem Umfeld wurde das Bild des Langstreckenfluges bemüht. Mal dauert dieser etwas länger, mal kürzer. Gegenwind kann ausreichen, um ein paar Minuten auf der Strecke zu verlieren. Rückenwind hingegen begünstigt die Flugdauer. Ein solcher Schub kam nach der geplanten Metallentfernung im rechten Unterschenkel Ende Juli.
Nach langem Hin und Her hatte FC Bayern im Sommer entschieden, auf Sven Ulreich als Neuer-Vertreter zu setzen und mit Daniel Peretz nur eine Nummer drei zu verpflichten. Ein riskanter Plan, der bis dato aufging. Fakt ist: Als Club hat der FCB voll darauf gesetzt, dass Neuer zurückkommt – so wie bei seinen vergangenen Verletzungen. Nun ist zu hoffen, dass er fit und stabil bleibt. Wenn’s einer packt, dann Neuer.
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