Die FIS und der Skiweltcup

Blockade der Begeisterung

von Redaktion

VON THOMAS JENSEN

Kommen ein paar Klimaaktivisten nach Sölden und blockieren die Gletscherstraße. Und keinen interessiert‘s.

Diese Pointe zeigt, wie schlimm es um den Skiweltcup und den Weltverband FIS steht. Verwurstelt im selbst verschuldeten Chaos blieb oben am Berg keine Zeit, um sich über das bisschen Verkehrschaos unten aufzuregen. Die FIS wirkt unter ihrem Präsidenten Johan Eliasch wie ein Elefant, der versucht, Schlepplift zu fahren. Ungeschickte Trampelei bedroht die ganze Anlage.

Abseits aller Klima-Verantwortlichkeit sollten einem Sportverband vor allem die Athleten am Herzen liegen. Doch sie leiden am meisten. Wochenlang werden sie mit Fragen zum unzeitgemäß frühen Saisonstart belagert. Nun waren sie dabei, durch ein grandioses Frauen-Rennen endlich den Sport in den Vordergrund zu rücken. Da drängelt sich der Elefant wieder ins Bild. Eliasch wunderte sich im TV über den Termin des Auftakts. Eine Ansetzung, über die die FIS letztlich die Entscheidungsgewalt hat.

Ebenso wie über die nächsten Stationen im Weltcup. Etwa. die neue Abfahrt vom schweizerischen Zermatt in das italienische Cervinia. Bestimmt eine Traumstrecke. Aber die für gewöhnlich im November garstig-windigen Bedingungen auf fast 4000 Metern Höhe, wo der Start liegt, sind für fairness-bedachte Sportler ein Albtraum.

Kopfschütteln darüber, wie sehr in einer Outdoorsportart die Natur ignoriert wird. Verzweifeltes Lachen, wie plump es wirkt, sich plötzlich vom eigenen Standpunkt zu entfernen und den Schwarzen Peter anderen zuzuschieben. Aber bei den Sportlern hat das amateurhafte Verhalten der FIS auch Tränen verursacht.

Die Leidtragende am Wochenende war die norwegische Topfahrerin Ragnhild Mowinckel. Disqualifiziert wegen des neuen Fluorverbots und eines Testverfahrens, das nach Meinung der Experten vieles ist, aber nicht verlässlich. Falsche Testergebnisse sind ebenso möglich wie Manipulation. Auch eine Änderung des Grenzwerts zwei Tage vor dem Saisonstart ändert daran nichts. Und wirkt nicht wirklich souverän.

Von den Sportlern werden Weltklasse-Leistungen erwartet. Diese Leistungen sollen Begeisterung entfachen. Was bei so einem schönen Sport auch nicht schwer ist. Aber die FIS schafft es immer mehr, das zu blockieren. Und es ist eine Blockade, die sich mal nicht eben durch einen kleinen Polizeieinsatz auflösen lässt.

thomas.jensen@ovb.net

Artikel 1 von 11