München – Der Bäcker in Bad Wiessee dürfte auch noch mal nachgefragt haben, denn für den Fall der Fälle müsste er ja gerüstet sein. Aber auch dort wird Uli Hoeneß dieselbe Antwort gegeben haben, die Thomas Tuchel von ihm erhalten hat. Beim am Montagabend geäußerten Aussage „unser Trainer kriegt bei uns alles, was notwendig ist“, hat der Ehrenpräsident des FC Bayern explizit Transfers angesprochen – und nicht, wie von Tuchel vermutet, „Leberkäs-Semmeln von seinem Bäcker am Tegernsee“.
Der Trainer nimmt die Groß-Themenlage unter dem Stichwort „dünner Kader“ inzwischen mit Humor. Und so konnte er auch mit einem Augenzwinkern loswerden, was er hinter den Kulissen ohne Augenzwinkern bereits angebracht hat. Wenn Hoeneß diese Worte am Rande des gemeinsamen Zirkus-Besuches so gemeint habe, „dann wird es teuer für ihn“, sagte der 50-Jährige am Tag vor dem Pokal-Spiel in Saarbrücken. Denn dann, das ist ja nur logisch, „holen wir das raus, sobald im Januar wieder die Transferperiode eröffnet wird“. Wir, das sind in diesem Fall Tuchel und Sportdirektor Christoph Freund, die die vakanten Stellen im Kader längst ausgemacht haben. Das Duo ist sich einig, dass – obwohl bei Bayern nicht üblich – im Winter eingekauft werden muss, wenn man in drei Wettbewerben konkurrenzfähig sein will.
„Wir halten die Augen und Ohren offen und versuchen, unsere Mannschaft zu verstärken. Ich hoffe, dass uns das gelingt“, sagte Tuchel, der in engem Austausch mit Freund steht. In Istanbul saßen die beiden bis nach 1 Uhr nachts beim Bankett zusammen; man merkt: es passt. Und auch Tuchels zuletzt angespanntes Verhältnis zu Hoeneß hat sich, so ist zu hören, entspannt. Dass Tuchels Forderungen – am besten sollen ein Rechts-, ein Innenverteidiger und ein Sechser kommen – berechtigt sind, zeigt sich Woche für Woche. Und so war auch seine Reaktion gestern im Pokalspiel nur zu verstehen, als Matthijs de Ligt verletzt ausgewechselt werden musste. Der Trainer schlug die Hände hinter dem Kopf zusammen. Bitte nicht! Die erste Diagnose lautete: Innenband-Verletzung.
So oder so sollen mindestens ein, eher zwei Profis hinzukommen. Ein flexibler Defensivmann hat Priorität. Dass ausgerechnet einer mit dem Profil des verliehenen Josip Stanisic optimal wäre, spricht man lieber nicht allzu laut aus. Laut „Sky“ überlegt man sogar, das Leihgeschäft im Winter zu beenden. Leverkusen aber bleibt stur. Da hilft nicht mal Leberkäs vom Tegernsee. H. RAIF/P. KESSLER