Immerhin eins ist klar: Lionel Messi wird den „Bischt“ bei der Siegeszeremonie der Fußball-WM 2034 nicht tragen. Wenn das Turnier in Saudi-Arabien angepfiffen wird, ist der argentinische Superstar 47 Jahre alt und weilt hoffentlich – so nah darf man ihm treten – im verdienten Ruhestand. Und an seinen Triumph zwölf Jahre zuvor, gefeiert im traditionell arabischen Gewand in Katars Hauptstadt Doha, wird sowieso kaum einer mehr denken. Das sogenannte „Fußballfest“ im Königreich am Persischen Golf wird neue Bilder, neue Helden, neue Geschichten produzieren. Wie es sich für die „größte Show der Welt“ halt gehört; sie muss weitergehen.
Man kann sich ausmalen, wie breit das Grinsen von Gianni Infantino gewesen sein muss, als Australien am Dienstag den Verzicht auf eine Bewerbung für 2034 erklärte. Denn der Plan der FIFA und ihres geldgierigen Präsident ist perfekt aufgegangen. Schon durch die Vergabe des Turniers 2030 an Spanien, Marokko, Argentinien, Paraguay und Uruguay war mit Blick auf die Gastgeber 2026 (USA, Kanada und Mexiko) klar, dass der Kandidatenkreis für 2034 eingeschränkt ist. Australien wollte eine Blamage (wie 2022 als Gegenkandidat zu Katar) abwenden – und aus Mangel an Alternativen hat Saudi Arabien nun schon ein Jahr vor der offiziellen Vergabe die Chance, sich als perfekter Gastgeber zu inszenieren.
Auch Infantino hat freilich die passenden Worte gefunden, als er via Social Media spontan Fakten schaffte. „Drei Ausgaben, fünf Kontinente und zehn Länder“, schrieb er – globaler geht doch gar nicht! Dass es auch dreister, unverfrorener und rücksichtsloser nicht geht, hat er vergessen. Kein Jahr hat es nach der umstrittenen Winter-WM von Katar gedauert, bis der nächste autokratische Ölstaat sein Sportswashing auf den Höhepunkt treiben kann. Mit freundlicher Unterstützung des Weltverbandes, den Menschenrechte genauso wenig interessieren wie Fanbelange und Klima-Fragen. Infantino macht sich die Welt, widdewidde wie sie ihm gefällt.
Die FIFA hat nichts dazu gelernt, was aber ist mit dem Rest der Fußball-Welt? Will man nicht denselben Fehler machen wie rund um Katar, wo der Aufschrei nach der Vergabe 2015 bis kurz vor Anpfiff abebbte, ist JETZT der richtige Zeitpunkt zu handeln. Es wäre längst überfällig, dass die westlichen Verbände für ihre Werte eintreten und Infantinos Spiel ein Ende bereiten. Der Glaube daran aber fehlt. 2034 wird es wieder halbherzige Statements geben – und feiernde Superstars im „Bischt“.
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