Köln – Der erste Abstecher in diese mögliche Zukunft war für Mick Schumacher ein wenig beklemmend – zumindest ganz am Anfang. Die Flügeltür klappt zu, und für einen Moment ist alles still. Ein „ganz anderes Feeling“ sei das, sagt Schumacher, „das Cockpit ist komplett geschlossen. Zu Beginn fühlt sich das etwas klaustrophobisch an.“
In diesem riesigen Langstrecken-Rennwagen könnte der 24-Jährige nun also die nächsten Schritte seiner Karriere gehen. Eine Tonne schwer und rasend schnell sind die Autos, der Höhepunkt des Jahres sind die legendären 24 Stunden von Le Mans. Für Schumacher ist das die wohl attraktivste Alternative zur Formel 1. Denn eine Rückkehr in die Königsklasse im kommenden Jahr ist weiterhin nicht absehbar.
Seit einer ganzen Weile arbeitet der Sohn des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher daher an alternativen Plänen, und er weckt dabei durchaus Interesse. Alpine, die Sportsparte von Renault, ist nicht bloß in der Formel 1 am Start, sie hat auch große Pläne in der Langstrecken-WM (WEC). Und die Franzosen werben offen um Schumacher.
Mitte Oktober saß er dann erstmals am Steuer des LMDh-Boliden, mit dem Alpine 2024 in der höchsten Kategorie der WEC antritt. Für Schumacher, der seine gesamte Karriere im Formel-Sport verbracht hat, war das eine ganz neue Erfahrung.
„Das Auto ist relativ groß, relativ schwer“, sagte er zuletzt bei Sky und klang dabei durchaus angetan, „ein paar Runden“ habe es „schon gedauert“, bis er sich zurechtfand. Dann allerdings lief es offenbar ziemlich gut für den Mann, der seit seinem Aus beim Haas-Rennstall Ende 2022 weiter auf eine neue Chance in der Formel 1 hofft.
„Sehr zufrieden“ sei man mit Schumachers Leistung gewesen, sagte auch Bruno Famin, Vizepräsident von Alpine Motorsport und Interimsteamchef des Formel-1-Rennstalls. Es handelte sich offenbar ohnehin eher um ein gegenseitiges Kennenlernen, weniger um eine Beurteilung. „Es besteht mit Blick auf sein Niveau, die Herangehensweise und den Spirit kein Zweifel daran, dass er in der Lage ist, einen Prototypen zu fahren“, sagte Teamchef Philippe Sinault.
Entschieden ist noch nichts, „wir schauen uns noch mal alles an“, sagte Schumacher. Aber der Deutsche darf sich gewollt fühlen, und sportlich würde dieser Ausflug durchaus Sinn machen. Die Prototypen mit Hybrid-Antrieb sind hochkomplex, bringen 680 PS auf die Strecke, die Konkurrenz für Alpine wird mit Ferrari, Toyota, Peugeot, Porsche, BMW und Lamborghini groß sein. Es wäre eine Alternative auf hohem Niveau. Den Höhepunkt in Le Mans werden Mitte Juni 2024 wieder gut 300 000 Fans vor Ort verfolgen, vielleicht schauen sie dann auch Mick Schumacher zu. Die Rolle als Ersatzpilot bei Mercedes könnte er dabei übrigens durchaus behalten: Nur fünf WEC-Rennen kollidieren im kommenden Jahr mit den 24 Terminen der Formel 1. sid