Saarbrücken/München – Thomas Tuchel (50) gilt als temperamentvoll. Doch nach der Pokal-Blamage in Saarbrücken blieb der Bayern-Trainer überraschend ruhig – und stellte sich schützend vor seine Stars. „Nach so einem bitteren Abend ist nicht der Moment, um Vorwürfe zu machen. Es ist kein Zeitpunkt, um mit dem Finger aufeinander zu zeigen und alles infrage zu stellen“, sagte Tuchel nach dem Aus in der zweiten Runde bei Drittligist Saarbrücken. Schon Anfang November ist damit der erste Titel der Saison futsch. Die Pleite als Weckruf zur richtigen Zeit? Am Samstag (18.30 Uhr) kommt es zum Bundesliga-Kracher bei Borussia Dortmund. „Vielleicht ist der Klassiker das perfekte Match, die Dinge zurechtzurücken“, schrieb Thomas Müller auf Instagram. Doch die Vorzeichen sind denkbar schlecht. Beim FC Bayern herrscht vor dem Topspiel Alarm.
Neben der Schmach beim Tabellen-15. der 3. Liga – für Sportdirektor Christoph Freund (46) war der Auftritt in der ersten Halbzeit „ohne Mumm“ – sowie dem Thema Umgang mit den treuen Fans (siehe Text unten) plagen den deutschen Rekordmeister auch noch Verletzungssorgen.
Neu auf der Ausfall-Liste: Matthijs de Ligt (24). Der niederländische Innenverteidiger verletzte sich am Mittwoch früh im Spiel am rechten Knie. Tuchel hatte nach Abpfiff eine erneute Kapselverletzung vermutet – doch es kam schlimmer: Es handelt sich um einen Teilriss des Innenbandes, wie der FC Bayern am Donnerstagnachmittag mitteilte. Damit werde der Niederländer „in den nächsten Spielen“ fehlen. Im Gespräch ist ein Ausfall von bis zu sechs Wochen. Damit wäre die Hinrunde für de Ligt fast gelaufen.
Bitter, denn in der Abwehr-Zentrale sind die Münchner ohnehin dünn besetzt in dieser Saison. Zuletzt fehlte auch Dayot Upamecano (25) mit einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel. Gegen Dortmund soll der Franzose wieder in den Kader rücken – und muss wohl sofort wieder neben Minjae Kim (26), den in dieser Saison auch schon Wehwehchen plagten, von Beginn an ran. Weil Tuchel ansonsten keine gestandenen Innenverteidiger mehr im Kader zur Verfügung hat.
Übrigens: Abwehr-Talent Tarek Buchmann (18) zog sich erneut einen Muskelbündelriss im Oberschenkel zu. Operation notwendig.
Auch im Mittelfeld muss Tuchel gegen Dortmund ein Personalpuzzle lösen, die Optionen sind rar gesät. Antreiber Joshua Kimmich (28) ist nach seiner Roten Karte am vergangenen Wochenende gegen Darmstadt (8:0) für die nächsten zwei Bundesliga-Spiele gesperrt. Leon Goretzka (28) kehrte erst am Montag nach seinem Mittelhandbruch mit Schiene wieder ins Mannschaftstraining zurück. Sollte es für ihn gegen den BVB nicht für die Startelf reichen, hätte Tuchel für die zweite Mittelfeld-Position neben Konrad Laimer (26) keinen nominellen Sechser mit Erstliga-Erfahrung zur Verfügung und müsste dann entweder die Offensivstars Jamal Musiala (20) beziehungsweise Thomas Müller (34) weiter zurückziehen – oder auf einen unerfahrenen Youngster vertrauen. Beides nicht ideal.
Tuchel zeigt sich dennoch kämpferisch: „Wir müssen eine Lösung finden, um gegen Dortmund bestehen zu können.“ Auch Sportdirektor Freund hofft auf rasche Besserung: „Wir müssen die Enttäuschung aus dem Kopf bekommen und dann aufstehen. Wir fahren nach Dortmund, um als Bayern München anzutreten und etwas mitzunehmen.“ Immerhin: In der Liga ist Bayern noch unbesiegt.