Es war ein katastrophaler Abend für den FC Bayern, und das in allen Bereichen: Das historische Pokal-Aus in Saarbrücken bedeutet den ersten verlorenen Titel der Saison, zudem das dritte Ausscheiden in der zweiten Pokalrunde binnen vier Jahren. Die erneute Knieverletzung von Matthijs de Ligt vergrößert die ohnehin schon riesigen Abwehrsorgen – und jetzt kommt auch noch die öffentliche Team-Schelte von Thomas Müller dazu.
Es brodelt beim Rekordmeister, doch daran ist nicht erst der Konflikt mit den Anhängern schuld. Die Probleme liegen viel tiefer beim FCB, der in den vergangenen Wochen zwar ergebnismäßig überzeugte, dabei allerdings oft spielerische Mängel offenbarte. Die Partien in der Champions League wurden zwar allesamt gewonnen, die Art und Weise war aber mehr als wackelig. Auch die zwei Härtetests gegen Leverkusen und Leipzig konnte der FCB nicht für sich entscheiden. Das spektakuläre 8:0 gegen Darmstadt mag die Stimmung positiv beeinflusst haben, sollte aufgrund des ungewöhnlichen Spielverlaufs aber nicht allzu hoch bewertet werden.
Wenn es drauf ankommt, haben die Bayern in dieser Spielzeit nie vollends überzeugt. Es fehlt eine spielerische Entwicklung, das Ausscheiden beim 15. (!) der 3. Liga hat diese langfristigen Probleme nun schonungslos offengelegt. Dass im Verein Ratlosigkeit über die Gründe herrscht, zeigt auch der Umgang mit der peinlichen Niederlage: Nur Thomas Müller wagte sich nach der Partie vors Fernsehmikrofon.
In der Mixed Zone stellte sich kein einziger Spieler den kritischen Fragen der Journalisten – eine ziemlich unglückliche Krisen-Kommunikation. Für den weiteren Verlauf der Saison dürfte die nächste Woche mit den Spielen gegen Dortmund, Galatasaray Istanbul und Heidenheim ein entscheidender Faktor werden. Sollten diese gewonnen werden, stehen die Münchner zumindest in der Bundesliga und in der Champions League im Soll und können mit etwas Ruhe auf die Jahreshauptversammlung am 12. November blicken. Sollte aber eine der Partien – vor allem aber das Duell mit dem BVB – verloren gehen, steht Thomas Tuchel und dem FC Bayern ein ganz unangenehmer Winter bevor. Der Clinch mit den Fans wäre dabei das geringste Problem.
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