Svensson geht, bevor er entlassen wird

von Redaktion

Mainzer Coach zieht die Konsequenzen aus der Misserfolgsserie – Interimstrainer mit England-Erfahrung

Mainz – Das bittere Aus im DFB-Pokal war dann doch zu viel, Bo Svensson ist beim FSV Mainz 05 Geschichte. Am Tag nach dem blamablen Ausscheiden beim Zweitligisten Hertha BSC zog der 44 Jahre alte Däne seine Konsequenzen und reichte seinen Rücktritt beim Bundesliga-Schlusslicht ein. Angesichts des schlechtesten Saisonstarts der jüngeren Club-Geschichte habe sich Svensson „nach einem langen Gespräch mit Sportvorstand Christian Heidel und Sportdirektor Martin Schmidt am Donnerstag gemeinsam mit diesen zu diesem Schritt entschieden“, teilte der Club mit. Vorerst übernimmt U 23-Coach Jan Siewert die Mannschaft. Der 41-Jährige war von Januar 2019 bis August 2019 einigermaßen glück- und erfolgloser Teammanager von Huddersfield Town in Englands zweiter Liga, zuvor trainierte er Borussia Dortmunds U 23. Er übernimmt die Vorbereitung auf das Bundesligaspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Leipzig.

„Mainz 05 verdankt Bo sehr viel, vor allem, dass wir heute überhaupt noch in der Bundesliga spielen“, sagte Heidel am Tag nach dem dem enttäuschenden 0:3 (0:1) in der zweiten Pokalrunde. Bereits kurz nach Abpfiff hatte Schmidt in den Katakomben des Berliner Olympiastadions angekündigt, das Spiel „knallhart“ zu analysieren und ein klares Bekenntnis zu Svensson vermieden: „Bo sitzt am Samstag auf der Bank, wenn wir diese Analyse in die richtige Richtung bringen können.“ Svensson selbst hatte vor dem Hertha-Spiel einen Rücktritt noch ausgeschlossen. Das Debakel in der Hauptstadt ließ den emotionalen Dänen offenbar umdenken, nun kam er einem Rauswurf wohl zuvor.

Noch vor wenigen Tagen hatte die Vereinsführung Svensson öffentlich das Vertrauen ausgesprochen. Der Däne habe die „100-prozentige Rückendeckung“, hatte Schmidt nach dem 2:2 beim VfL Bochum betont. Doch intern soll es zwischen Coach und Verein nicht komplett harmonisch zugegangen sein. Svenssons Vertrag läuft zum Saisonende aus, dass der Däne in Sachen Verlängerung zögerlich agierte, warf Fragen in Sachen „Commitment“ auf. So aber bleibt dem Club nun immerhin eine hohe Abfindung erspart.

Die sportliche Lage ist allerdings höchst besorgniserregend: Die Mainzer warten nach neun Bundesligaspieltagen noch immer auf einen Sieg, saisonübergreifend sogar seit 14 Partien. Den einzigen Erfolg gab es beim mageren 1:0 bei der SV Elversberg in der ersten Pokalrunde.

Dabei hatte Svensson einen erfolgreichen Start bei den Rheinhessen, für die er auch als Spieler sieben Jahre aktiv gewesen war, hingelegt. Im Januar 2021 hatte der 44-Jährige die Mannschaft auf dem vorletzten Tabellenplatz übernommen und das Team mit der besten Rückrunde der Clubgeschichte zum Klassenerhalt geführt. Die beiden folgenden Spielzeiten beendete Mainz ungefährdet auf den Plätzen acht und neun.

Als wäre die sportliche Misere nicht schon genug, sorgt abseits des Platzes weiterhin der Fall Anwar El Ghazi für Unruhe. Eigentlich hatte der 28-Jährige nach seinem ersten, israelfeindlichen Post laut Verein Reue gezeigt. Nun distanzierte sich der zwischenzeitlich suspendierte und am Montag noch begnadigte Stürmer jedoch vom Inhalt der Mainzer Pressemitteilung – und bezichtigte den Club indirekt der Lüge.  sid

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