Druck auf dem Kessel

von Redaktion

Bayern muss liefern, der BVB auch – Tuchel verspricht: „Wissen, was wir tun“

VON VINZENT TSCHIRPKE UND PHILIPP KESSLER

München – Zwei Tage, vier Flughäfen – so lautet das Reiseprogramm der Bayern-Stars beim Topspiel. Am Freitagnachmittag ging es von der Säbener Straße an den Flughafen Oberpfaffenhofen, von dem der Rekordmeister Richtung Dortmund abhob. Am Samsta (18.30 Uhr, Sky) folgt direkt nach Abpfiff die Rückreise über Lippstadt nach Ingolstadt, von wo aus der Bayerntross schließlich nach München zurückkehrt. Mit an Bord: Dayot Upamecano (25), Leon Goretzka (28) und ein großes Fragezeichen, das hinter den Einsätzen der zwei Defensivspieler steht.

Thomas Tuchel war vor seiner brisanten Rückkehr nach Dortmund bemüht, erst gar keine Krisenstimmung aufkommen zu lassen – doch so recht gelingen wollte dies dem Trainer des schwer angeschlagenen FC Bayern auch angesichts erheblicher Personalsorgen nicht. Vielmehr ist der Druck vor dem Liga-Knaller hoch, die Anspannung nach der schlimmsten Pokal-Blamage seit Jahrzehnten greifbar. Auch Tuchel wirkte mitgenommen.

Die Sensationspleite bei Drittligist Saarbrücken wiegt immer noch schwer. „Das macht den Alltag nicht leichter. Das braucht eine Zeit, das zu verdauen“, sagte Tuchel am Freitag, forderte seine Stars aber dennoch zu einer umgehenden Reaktion auf: „Es gibt keinen Grund, zu resignieren und mit dem Finger aufeinander zu zeigen. Wir fahren nach Dortmund, um zu gewinnen – gegen alle Schwierigkeiten.“

Durch die Innenbandverletzung von Matthijs de Ligt (24) und die Sperre von Joshua Kimmich (28) ist Tuchel quasi gezwungen, mindestens Goretzka oder Upamecano einzusetzen. „Wir müssen zusammen mit den Medizinern entscheiden, ob wir da überhaupt ein paar Schritte überspringen können und es zu verantworten ist, die beiden spielen zu lassen“, so Tuchel. Das Problem: Sie ersetzen sich eigentlich. „Wenn Upa nicht kann, muss Leon ran. Wenn Leon nicht kann, dann Upa.“ Zumindest der wegen einer Erkältung nicht mit nach Saarbrücken gereiste Noussair Mazraoui (25) absolvierte das Abschlusstraining und dürfte auf der rechten Abwehrseite beginnen.

Der „deutsche Clasico“, betonte Thomas Müller, „ist umso wichtiger nach unserem Schock im Pokal. Wir fahren nach Dortmund, um zu gewinnen. Auch wenn wir wissen, dass die Trauben dort tendenziell höher hängen als in anderen Bundesligastadien.“

Der BVB hat in der Liga seit fünf Jahren gegen den großen Rivalen nicht mehr gewonnen, von elf Partien gar zehn teils klar verloren. Dennoch sieht man sich gerüstet. „Es ist mal wieder Zeit“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl: „Wir wollen jede Gelegenheit nutzen, sie in den direkten Duellen zu schlagen. Besonders zu Hause.“

Vom Bayern-Blackout in Saarbrücken will sich der BVB nicht blenden lassen. „Gegen uns sind ihre Sinne immer geschärfter. Jetzt kommt noch eine Portion Wut hinzu“, warnte BVB-Coach Edin Terzic. Die Bayern seien „immer in der Lage zu zünden. Sie werden niemanden schonen.“

Von Verstimmungen innerhalb der Mannschaft wollte Thomas Tuchel jedenfalls nichts wissen. Es sei „alles gut im Innenleben. Es ist wichtig, dass wir zusammenbleiben und die Ruhe bewahren“. Kritik, fügte er an, „muss man aushalten. Wir wissen, was wir tun“.

Den Beweis dafür kann seine Mannschaft am Samstag antreten.

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