München – Einen kleinen Wermutstropfen gibt es für Sophie Baur dann doch. Die 17-Jährige muss bei ihrem Länderspieldebüt ohne ihren persönlichen Fanclub vom HC Würm-Mitte auskommen. Die Drittligafrauen sind am Sonntag im Punktspiel beim TuS Schutterwald gefragt. Mit dabei in der Olympiahalle ist nur Leila Ott – ihre Teamkollegin pausiert wegen einer Knieverletzung. „Man hat versucht, das zu verlegen, auch damit ich mitspielen kann“, sagte Baur. „aber es hat nicht geklappt.“
Sie wird es verschmerzen. Die junge Torfrau hat ein ganz passables Ersatzprogramm: Das Spiel der U18-Frauen des Deutschen Handball Bundes DHB am Sonntag (12.15 Uhr) gegen die Türkei, das den Tag des Handballs in der Münchner Olympiahalle eröffnet. Ausgerechnet bei dem Spektakel in ihrer Heimatstadt schenkt ihr Bundestrainer Gino Smits das Vertrauen. Baurs Einordung: „Ich habe mich selten auf etwas so gefreut.“
Baur darf sich in einem der weltbesten Teams ihrer Altersklasse bewähren. Erst im Sommer holte die U 18 EM-Bronze. Doch nun werden die Karten neu gemischt, elf Neue präsentieren sich in München. „Wir haben in diesem Jahrgang viele – so wie Sophie – die sehr nahe dran sind“, sagte Smits, „sie dürfen sich jetzt bewähren.“
Und nicht nur der Niederländer wird genau hinschauen. Immerhin gehören die Spielerinnen, die sich mit den, eher mittelklassigen, Türkinnen messen dürfen, zur nächsten Generation, die dem DHB auch ganz oben Erfolge bescheren soll. „Sie sind im Übergang zum Leistungsbereich“, sagte der Bundestrainer. In Einzelfällen auch schon weiter. So wie Lina Seiffarth, die in Solingen schon jetzt Erste Liga spielt.
Doch es ist eine Phase, die auch für die Spielerinnen einen nicht ganz einfachen Spagat mit sich bringt. Es gilt, die bestmögliche sportliche Förderung mit Berufsausbildung oder Studium zu vereinen. Bei Baur (Foto: HSG W-M) heißt das wohl noch für geraume Zeit: Würm-Mitte. „Weil ich hier im Moment noch alles habe, um mich weiter zu entwickeln.“ Leila Ott sieht ihren Karriereplan offensiver. Mittelfristig hat die Rückraumspielerin „auf alle Fälle die Bundesliga“ oder sogar die Internationales im Visier. So wie es Frauen-Kapitänin Emily Bölk mit bei Ferencvaros Budapest vorexerziert in Verbindung mit dem flexiblen Fernstudium.
Smits würde beide Varianten wohlwollend begleiten. Der 59-Jährige ist hauptamtlicher Nachwuchstrainer beim DHB. Er steht mehr oder minder ganzjährig mit seinen Kandidaten in Verbindung. Die regelmäßigen Zusammenkünfte an den vier Bundesstützpunkten inklusive. „Alleine die Möglichkeit, mit den allerbesten zu trainieren, bringt einen schon unheimlich weiter“, sagte Baur.
Rund um den Tag des Handballs sind die U18-Frauen für immerhin drei Tage in Ismaning zusammengezogen. Mit der Partie gegen die Türkei als großes Highlight. Das selbst die Augen des erfahrenen Bundestrainers leuchten lässt. „Alleine schon in einer solchen Halle spielen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes“, schwärmte er, „. Das wäre für meine Spielerinnen eine unglaublich große Erfahrung.“ PATRICK REICHELT