Der Star, der sich noch Zeit geben will

von Redaktion

Markus Eisenschmid über seinen verhaltenen Start in München – Gletscherwanderung statt Deutschland Cup

VON GÜNTER KLEIN

München – Sechs Spiele lang hat man Markus Eisenschmid nicht auf dem Eis gesehen, zuletzt am 17. Oktober in der Champions League in Karlstad, ehe er am 5. November ins Team des EHC Red Bull München zurückkehrte. Was war der Grund für die Nichtberücksichtigung des hochveranlagten Allgäuers, den der EHC vom Mitbewerber Mannheim geholt hatte? War er überzählig, war er verletzt?

Zum klaren Begriff „verletzt“ will sich keiner durchringen, auch Eisenschmid selbst sagt: „Ich war nach Schweden ein bisschen angeschlagen und hatte zusätzlich noch eine schlimmere Erkältung.“ Und weil der Kader „eh gut besetzt“ sei, habe er pausiert, „weil es wichtiger ist, auf hundert Prozent zu kommen“. Und überhaupt: Er will sich in München „Zeit geben“. Er ist in einem neuen Team, das einen neuen Trainer, Toni Söderholm, bekommen hat. Sein erstes Fazit, nachdem in der Deutschen Eishockey Liga ein Drittel der Hauptrunde gespielt ist: „Ich glaube, dass eine Progression da ist und es besser wird.“

Begeisterung, das spürt der 28-Jährige, hat er bei den Münchner Fans noch nicht entfachen können. In 17 Spielen (11 DEL, 6 CHL) sind ihm zwei Tore und zwei Vorlagen gelungen – wenig. Dabei besteht an den grundsätzlichen Qualitäten von Markus Eisenschmid kein Zweifel. „Wir dürfen nicht vergessen: Markus ist in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison und die zwei, drei Jahre davor einer der deutschen Spieler mit den meisten Toren in der DEL gewesen“, sagt Toni Söderholm.

Der Finne hat gute persönliche Erfahrungen gemacht in seiner Zeit als Bundestrainer: Bei der WM 2019 in der Slowakei (Deutschland erreichte das Viertelfinale) lieferte Eisenschmid sieben Scorerpunkte in acht Spielen – nur einen weniger als NHL-Superstar Leon Draisaitl. Auch bei der WM 2021 in Riga war Eisenschmid ein deutscher Leistungsträger und wesentlich am Turniererfolg (Platz vier) beteiligt – allerdings endete die WM für ihn mit einer schweren Schulterverletzung, die sich auf die folgende Saison (2021/22) auswirkte. In der Nationalmannschaft hat Eisenschmid seitdem nicht mehr gespielt. Für Olympia 2022 in Peking sagte er wegen der ungewissen Begleitumstände in der Corona-Pandemie ab.

Entdeckt für die Nationalmannschaft hatte ihn Söderholms Vorgänger Marco Sturm, der ihn zur WM 2018 erstmals berief; damals spielte Eisenschmid noch in Nordamerika, wohin er mit 18 aus dem Kaufbeurer Nachwuchs gewechselt war. Zu Harold Kreis, Bundestrainer seit 2023, hatte Eisenschmid bislang „gar nicht Kontakt, aber ich war ja auch angeschlagen“. Für den Deutschland Cup in Landshut (die Männer spielen von Donnerstag bis Sonntag) war er jedenfalls kein Thema, obwohl der Bundestrainer angekündigt hatte, auch auf Spieler zuzugehen, die früher, aber zuletzt nicht dabei gewesen waren. Das Auswahlteam scheint derzeit weit weg zu sein für ihn, wenn er sagt: „Ich bin mir sicher, dass Harry viele Spieler anschauen und dem einen oder anderen weiter seine Chancen geben wird.“

Die Nicht-Nationalspieler des EHC München haben diese Woche frei. Das Programm von Markus Eisenschmid: „Auf einem Gletscher wandern, Sauna, Spa – und auskurieren, was sich angesammelt hat.“

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