Football in Frankfurt

Es gibt auch zu viel Show

von Redaktion

NICO-MARIUS SCHMITZ

Die Idee war ja gut. Zwei Stunden vor Spielbeginn zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins in Frankfurt wollte RTL im „Exclusiv Weekend Spezial: Die Stars im NFL-Fieber“ noch mal ein breites Publikum abholen. Doch wer sich auf die (für viele Fans und Experten) Partie des Jahres einstimmen wollte, wurde maßlos enttäuscht. Oliver Pocher saß im Stadion und schoss im Gespräch mit Frauke Ludowig gegen seine Ex Amira. Was das mit Football zutun hat? Richtig, gar nichts. Auch die Einbindung von Ballermann-Sänger Ikke Hüftgold empfanden viele Fans als deplatziert.

Und was kann die National Football League (NFL) für die Sendungsgestaltung von RTL? Die NFL hat sich vor der aktuellen Saison bewusst dazu entschieden, den Vertrag mit ProSiebenSat.1 nicht zu verlängern und die Partnerschaft mit RTL einzugehen. ProSieben hatte über Jahre wichtige Pionierarbeit geleistet, mit „ranNFL“ eine treue Community aufgebaut und entscheidend zum deutschen Football-Hype beigetragen. Aber das reichte der Geld- und Marketingmaschinerie aus den USA nicht mehr, alles sollte noch größer und noch bunter werden. Gute Nacht allerdings, wenn damit gemeint ist, dass der wohl wichtigste Football-Tag 2023 in Deutschland mit Beziehungsproblemen von Oliver Pocher eröffnet wird.

Man kann das Rad der Unterhaltung auch überdrehen. Klar, Influencer mit großer Reichweite, die Bilder vom Spiel teilen, sind wichtig. Aber den größten Einfluss sollte immer noch der Sport an sich haben. Es gibt im Football genug dieser spektakulären Aktionen, es muss nicht jede Pause mit vermeintlichen Hits zugedröhnt werden. Es darf ruhig Raum gelassen werden für Emotionen, die nicht künstlich befeuert werden.

Emotionen lassen sich auch nicht beliebig reproduzieren, darin liegt ja der Reiz dieses einen Moments, den man gemeinsam erlebt hat. Als die Fans in München „Take Me Home, Country Roads“ sangen, war das magisch. Als der Stadion-DJ in Frankfurt das Lied abspielte, war es auch laut, aber nicht mehr dasselbe. Der Sound von München wurde nicht erreicht, dazu passten auch die Tonprobleme während der Halbzeit-Show.

Große Emotionen gehen auch ohne übergroße Show. Dafür reicht ein Blick zum „Tag des Handballs“ in München. 10 000 Menschen, die einfach Spaß an ihrem Sport hatten. Und das ganz ohne Herzschmerz von Oli Pocher.

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