Das Insekt in der Eishockey-Tasche

von Redaktion

Erster Auftritt des Nationalteams nach dem WM-Silber – Rücksicht auf CHL

Landshut – Im Mai wurde Deutschland sensationell Eishockey-Vizeweltmeister, Bundestrainer Harold Kreis hat in Tampere/Finnland seine Ausrüstung in die Tasche getan und sie anschließend zuhause abgestellt. Der Sommer bestand für den 64-Jährigen aus der Entgegennahme von Ehrungen und PR-Terminen wie einem Besuch beim Autorennen am Hockenheimring, der Frühherbst aus Telefonieren mit den (potenziellen) Nationalspielern und dem Zusammenstellen eines Kaders für den Deutschland Cup in Landshut. Dort ging er gestern mit 29 Spielern und Assistenten aufs Eis. „Als ich meine Tasche aufmachte“, erzählt er, „kam ein Insekt herausgekrabbelt.“ In den fünf Monaten seit dem WM-Ende ist also was gewachsen.

Am niederbayerischen Traditionsstandort Landshut präsentiert sich Deutschland als Vizeweltmeister – aber nicht mit der Vizeweltmeistermannschaft. Das gibt es im Eishockey eh nie, dass sich ein Team nicht verändern würde, Wie immer im November fehlen natürlich die in Amerika tätigen Stars, und auch aus der DEL konnte Harold Kreis nicht frei wählen. Rücksicht nehmen musste er darauf, dass drei Clubs – München, Mannheim, Ingolstadt – im Achtelfinale der Champions Hockey League (CHL) stehen, das zwei Tage nach dem letzten Deutschland-Cup-Match (Sonntag) beginnt. Deshalb griff Kreis bei diesen drei Teams verhalten zu und vereinbarte: „Spieler, die in der CHL vertreten sind, werden am Sonntag nicht auflaufen.“ Da beschließt Deutschland sein Heimturnier gegen die Slowakei. Zuvor sind Dänemark (Donnerstag, 19.45 Uhr, MagentaSport) und Österreich (Samstag) die Gegner.

Eine weitere personelle Einschränkung: Tobias Rieder spielt nur am Donnerstag. Der 30-Jährige ist eigentlich der Posterboy der Veranstaltung: Landshuter mit NHL-Vita und aktuell bei den Växjö Lakers unter Vertrag. Als diese letzte Woche in Ingolstadt CHL spielten, reiste eine Landshuter Delegation mit Rieders Eltern und EVL-Idol Alois Schloder an. Harold Kreis war auch da, „ich musste aber gar nichts mehr machen“, die Nominierung übernahmen die Landshuter. Allerdings: Växjö erlaubt Rieder nur ein Länderspiel.

Daher der breite Kader von 29 Leuten, in dem Kreis aber „eine interessante Mischung“ sieht. Es sind etablierte Cracks wie die Olympia-Silbergewinner von 2018, Leo Pföderl (Berlin) und Yasin Ehliz (München) dabei, der jetzt als bester Kontingentspieler in der Schweiz gerühmte Marc Michaelis (EV Zug) und absolute Neulinge wie der Ex-Münchner Nico Appendino (Bremerhaven). Ohnehin ist der Deutschland Cup die große und fast einzige Möglichkeit zur Talentsichtung.

Bisher hat das gut funktioniert, dass auch eine stark umbesetzte Nationalmannschaft sofort zu einer Identität fand. Sportdirektor Chrsitian Künast kann, ohne dass das überheblich klänge, als Ziel ausgeben, „dass unsere Männer das Turnier gewinnen“ – und Bundestrainer Kreis kann dem Publikum in Landshut versprechen, dass es wesentliche Grundelemente zu sehen bekommt: „Einsatz, Herzblut, Leidenschaft.“ GÜNTER KLEIN

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