„Gegen drei der Männer habe ich gespielt“

von Redaktion

Franziska Feldmeier über Eishockey im Ausland und zuhause – und die Ziele des Nationalteams

Landshut – Franziska Feldmeier, 24, ist eine von Deutschlands hoffnungsvollen Eishockey-Nationalspielerinnen. Die Münchnerin stürmt seit dieser Saison für den schwedischen Club HC Linköping – und blickt voraus auf den heute (19.45 Uhr/MagentaSport) mit dem Match gegen Dänemark beginnenden Deutschland Cup in Landshut. Erstmals spielen beim Heimturnier Männer und Frauen.

Franziska Feldmeier, kommen Sie direkt aus dem Eishockey-Paradies?

Es ist schon ein Unterschied zum deutschen Eishockey, vor allem bei den Rahmenbedingungen. In Schweden hängen die Frauenvereine an den großen Männerclubs dran und es wird kein Unterschied zwischen Mannschaften gemacht. Dementsprechend ist es professionell aufgezogen, mit vielen Trainingseinheiten, auch mit Spielen unter der Woche. Sogar die Workouts werden vom Verein organisiert. In Deutschland muss man sich darum selbst kümmern.

Bewirbt man sich um einen Platz in Schweden – oder wird man etwa bei der Weltmeisterschaft entdeckt und angesprochen?

Beides ein bisschen. Es fängt jetzt an mit den Agenten im Fraueneishockey, ist aber auch noch so, dass man von selbst auf die Vereine zugeht und sich bei einer WM präsentieren kann. Das ist unsere größte Bühne, und danach kann ein Angebot eingehen.

Kann man von Eishockey in Schweden auch leben?

Im Moment einigermaßen – in der Verbindung Verein plus Nationalmannschaft. Man kann sich davon ein Studium finanzieren, aber es ist weit weg von dem, was die Männer verdienen.

Was ist mit dem ESC Planegg-Würmtal los? Ihr Ex-Verein, früher Meister in Serie, ist Vorletzter der sieben Teams umfassenden Bundesliga.

Planegg hatte die letzten Jahre viele Abgänge, und von den älteren Spielerinnen sind wegen beruflicher Verpflichtungen viele eingeschränkt. Aber wie ich mitkriege, gibt es ein paar Junge, die motiviert sind und für die es cool ist, Bundesligaluft zu schnuppern und die ersten Erfahrungen zu machen – diese Möglichkeiten haben sie in Planegg. Wenn man es langfristig aufbaut, kann das wieder was werden.

Spüren Sie noch eine Verbundenheit?

Auf jeden Fall. Ich war über zehn Jahre dort. Das ist zur Familie geworden.

Sandra Abstreiter, die Torhüterin der Nationalmannschaft, sagte, das Erreichen des Viertelfinals bei der WM sei das offizielle Ziel für die Außenwelt. Intern wolle man mehr.

Dadurch, dass wir bei der letzten WM sehr souverän gespielt haben, haben wir gemerkt, dass mehr drin ist. Hohe Ziele muss man sich stecken, um sie irgendwann zu erreichen. Im Turnier ist alles möglich, das hat man bei den Männern gesehen.

Die nordamerikanischen Teams dominieren das internationale Frauen-Eishockey seit Jahrzehnten. Ist die Rangfolge hinter Kanada und USA offen?

Tschechien hat viel Arbeit geleistet, man merkt, dass viele in Nordamerika und Schweden spielen, in der eigenen Liga ist von dem Kader hier beim Deutschland Cup niemand. Sie haben bei der WM zweimal in Folge Bronze geholt und sind ein starker Kandidat für die Nummer drei. Aber ich sag mal: Auch wir haben Tschechien schon geschlagen in der Vorbereitung, deshalb ist hinter Kanada und USA alles offen.

Was kann das Turnier um den Deutschland Cup, das gemeinsam mit den Männern in Landshut gespielt wird, bringen?

Dass der eine oder andere große Verein in Deutschland sich denkt, dass er Fraueneishockey unterstützen könnte. Das ist es, was wir letztlich brauchen. Aber wenn wir eine gute WM spielen, ist das gutes Marketing fürs gesamte deutsche Eishockey, auch das der Männer und des Nachwuchses. Ein Turnier mit Männern und Frauen wie hier in Landshut kann man gut vermarkten für Leute, die bisher mit Eishockey wenig am Hut hatten. Ich habe mit meinen Mannschaftskameradinnen in Schweden gesprochen, die meinten, dass es solch ein Turnier in anderen Nationen nicht geben würde. Ich finde es cool, dass Deutschland da Vorreiter ist.

Es gab bei der Ankunft am Montag ein gemeinsames Mittagessen mit den Männern zum Kennenlernen.

Wir haben mit der Männermannschaft gegessen. Den einen oder anderen hat man schon mal gesehen, mit ihm zusammen oder gegen ihn gespielt. So groß ist die Eishockeywelt ja doch nicht.

Bis zur U 16 können Mädchen in Jungs-Mannschaften spielen, das haben Sie in Erding gemacht. Welcher Nationalspieler war Mit- oder Gegenspieler?

Wir haben gegen Landshut gespielt, da war Alex Ehl (Vizeweltmeister, d. Red.). Tim Brunnhuber ist mein Jahrgang, gegen Tobi Eder habe ich gespielt…

Die Frauenmannschaft hat einen neuen Bundestrainer: Jeff MacLeod. Wie muss ein Eishockeycoach sein, um mit den Frauen klarzukommen?

Kommunikation ist ein großer Punkt – aber bei den Männern ja eigentlich auch. Man muss sich Zeit nehmen, die Spielerinnen kennenzulernen. Bei uns gibt es nicht diese Masse an Aktiven wie bei den Männern, deswegen muss der Trainer schauen, dass er jede im Blick behält und die Kommunikation mit Spielerinnen aufrecht erhält, wenn sie nicht mehr im engeren WM-Kader sind. Was ich an Jeff mag: Er macht klare Vorgaben, sagt, was er sehen will, und wenn man denen folgt, kann man nichts falschmachen.

Interview: Günter Klein

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