„Dieses Rennen braucht kein Mensch“

von Redaktion

Olympiasieger Markus Wasmeier ärgert sich über den Zeitpunkt und sorgt sich um die Sicherheit der Fahrer

München – Angesprochen auf die Abfahrt am Wochenende in Zermatt, sprudelt es aus Markus Wasmeier nur so heraus. „Ich finde das Rennen völlig sinnlos und bin ein absoluter Gegner. Das ist das falsche Zeichen in dieser Zeit“, sagt der 60-Jährige im Gespräch mit unserer Zeitung.

Gletscher-Skirennen machen aus seiner Sicht zu dieser Jahreszeit wenig Sinn und würden sich – wenn überhaupt – mehr im Frühjahr anbieten. Zur Vorbereitung auf den Weltcup fanden im Herbst in der Schweiz Baggerarbeiten auf über 3000 Meter Höhe statt, vermeintlich auch außerhalb der sogenannten „Sportzone“. Zum Ärger von Wasmeier: „In Sölden haben sie ein paar Steine abgetragen, aber was dort gemacht wurde, das geht gar nicht.“

Was dem Olympiasieger von 1994 abgesehen von der Naturzerstörung Sorgen macht, ist der Sicherheitsaspekt. „Wenn das Wetter schlecht ist, kann es saugefährlich für die Athleten sein, weil man die Konturen der Strecke nicht erkennen kann. Ich hoffe, alle kommen heil herunter.“ Für das Wochenende ist auf dem Theodulgletscher einiges an Neuschnee vorhergesagt. Die Sicht könnte diffus werden.

„Dieses Rennen braucht kein Mensch, außer die Funktionäre, die sich daran bereichern“, legt Wasmeier nach. Besonders für Johan Eliasch, den Mann an der Spitze des Weltverbands FIS, hat er wenig warme Worte übrig. „Der ist das Blödeste, das uns passieren konnte. Eliasch nimmt die Verbände nicht mit und ebenso wenig den Nachwuchs“, so Wasmeier über den FIS-Präsidenten. „Er ist eine Schande für unseren Sport.“

Der umstrittene Geschäftsmann hat es sich zum Ziel gesetzt, den Skisport deutlich globaler zu positionieren, womöglich irgendwann auch mit Rennen in Skihallen in der Wüste. „Eliasch will so etwas wie eine Formel 1 aufbauen, aber das ist Irrsinn, dafür sind wir viel zu klein. Die aktuellen Entwicklungen gehen weit von unserer Tradition weg.“ Während des Weltcupstarts in Sölden, fehlte Eliasch aus persönlichen Gründen und weilte angeblich in Thailand.

Um die vielen offiziellen Flugzeugreisen und die CO2-Emissionen auszugleichen, überkompensierte die FIS ihre Veranstaltungen seit zwei Jahren mit Hilfe einer eigenen Initiative zum Schutz des Regenwaldes. Wie genau, weiß aber niemand. Beraten wird die FIS dabei von der britischen Nichtregierungsorganisation Cool Earth, deren Vorsitzender und Mitbegründer Eliasch selbst ist. „Angeblich haben sie 150 000 Euro an irgendeinen Urwald gespendet“, sagt Wasmeier, „Den Urwald würde ich gerne einmal sehen.“ Trotz der vielen negativen Aspekte glaubt „Wasi“ weiter an ein gutes Ende – womöglich ohne Eliasch. „Der kann einen Rückwärtssalto machen. Das wird nichts, wenn er die großen Verbände nicht mitnimmt.“

MATHIAS MÜLLER

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